Carolin Amlinger, Nicola Gess & Lea Liese: Konversionserzählungen. Vergangenheit und Gegenwart literarisch-politischer Überläufergeschichten

Erzählungen des Konvertierens und Überlaufens haben in der politischen Rhetorik ihren festen Platz.1 Untrennbar verbunden sind sie mit dem Vorwurf des Verrats und dem Ringen um Authentizität im symbolisch aufgeladenen politischen Terrain der (unterstellten) Verstellung, sowie mit Figuren, die aus einem untergegangenen »Zeitalter der Extreme« (Eric Hobsbawm)2 stammen, aber in aktuellen politischen Selbsterzählungen eine neue Gegenwärtigkeit erfahren: Renegaten, Dissidenten, Überläufer oder politische Konvertiten.3

Konversionserzählungen haben allerdings häufig ein kommunikatives Problem, das für sie zugleich konstitutiv ist: Das auslösende Moment – das Konversionsereignis – entzieht sich oft der Versprachlichung. Sie sind durch Ineffabilität (William James) gekennzeichnet, bei der die Gründe der Bekehrung im Verborgenen bleiben müssen.4 Denn einerseits begründen sich Konversionserzählungen über ein epiphanes Selbsterleben, über eine vor-rationale Erweckung, die eine fundamentale Umkehrung in Gang setzt und letztlich unaussprechlich bleibt.5 Andererseits folgen gerade politische Konversionserzählungen, anders als etwa religiöse, keinem einheitlichen Schema.6 Neben die Geste des Getroffen-Seins treten in politischen Konversionserzählungen eine Vielzahl an kleineren Gesten des Übertritts. Es gibt nicht zwingend das eine auslösende Ereignis, sondern die Konversion scheint in der narrativen Rückschau autobiographisch (mit)‌angelegt. Konversionsgeschichten sind somit als Bekenntniserzählungen gleichzeitig immer schon Interpretationen, weil sie ihre eigene (Aus-)‌Deutung des Gelebten mitliefern. Kurz gesagt: Erst die (öffentlich) kommunizierte Konversionserzählung begründet die Konversion und somit die eigene politische Identität.

In der diffizilen Poetik der Konversion kommt das Übertreten einer Schwelle – oder das unschlüssige Verharren auf ihr – einem narrativen Begründungsakt des politischen Selbst gleich. Die Schwelle trennt, wie Walter Benjamin im Passagen-Werk ausführt, zwar zwei Bereiche, allerdings ist in ihr das Moment der Überschreitung immer schon enthalten: »Die Schwelle ist ganz scharf von der Grenze zu unterscheiden. Schwelle ist eine Zone. Wandel, Übergang, Fluten liegen im Worte ›schwellen‹ und diese Bedeutung hat die Etymologie nicht zu übersehen.«7 Die eigene Positionsbestimmung bleibt in der Konversionserzählung also negativ auf das verwiesen, von dem man sich als nunmehr geläutert abgrenzen möchte. Politische Konversionserzählungen sind damit Teil einer Ordnungsarbeit, die wesentlich über Ex- und Inklusionen operiert.8 Dies wird besonders deutlich an der Figur des Renegaten: Mit ihr wird ein Außen konstruiert, das in der Figur des inneren Feindes eine kollektive Identitätsarbeit anregt.9 Er versichert diejenigen, die ihn des Verrats bezichtigen, durch das, was er vermeintlich nicht oder nicht mehr ist, ihrer eigenen Haltung, und verweist gleichzeitig auf die Gestaltbarkeit des politischen Raums. Konversionserzählungen importieren auf diese Weise eine agonale Dimension des Politischen, in der die eigene Positionierung durch ein negatives Abbild verständlich wird.10

Das Sonderheft »Konversionserzählungen. Politik und Poetik des Seitenwechsels« will dieses Schwanken zwischen agonaler Verhärtung und Transgression von politischen Konversionserzählungen aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Seite beleuchten. Dazu widmet es sich der Inszenierung von politischen Konversionen, die maßgeblich über historisch tradierte narrative Muster sowie über diskursive und performative Praktiken funktionieren.11 In diesem Rahmen werden auch vergangene historische Epochen und politische Konstellationen herangezogen, um die Selbstnarration und Selbstinszenierung von Konversionserzählungen in der Gegenwart verstehbar zu machen. Dabei legt das Sonderheft den Schwerpunkt auf wiederkehrende narrative Schemata von Konversionserzählungen, die sich in drei Formen zusammenfassen lassen.12

Erstens ist das klassische Schema der Konversionsgeschichte zu nennen, der Wechsel vom einen ins andere Lager, der entweder mit plötzlichen Erweckungserlebnissen oder kleinen Gesten des Übertritts einhergeht. Die ursprünglich religiöse Semantik der Konversion wird hier verweltlicht, indem sie einer Neupositionierung und politischen Selbstbehauptung dient. In den politischen Konversionserzählungen wird so eine existentielle Entscheidungssituation aufgeführt. In diesem Kontext stehen die Beiträge von Martina Wagner-Egelhaaf, Lars Koch und Carolin Amlinger, die sich ›klassischen‹ Konversions- und Renegatenerzählungen zuwenden, aber unterschiedliche Textgattungen beleuchten. So spielt für Konversionsgeschichten insbesondere das Genre der (Auto-)‌Biographie eine wichtige Rolle. Martina Wagner-Egelhaaf rekonstruiert vor diesem Hintergrund die Renegaten-Poetik in Wolf Biermanns Autobiographie Warte nicht auf bessre Zeiten (2016). Ihr Beitrag reflektiert die rhetorische Strategie des autobiographischen Ich-Erzählers, die die widersprüchliche Konversionserfahrung zwischen Wandel und Beharrung, Treue und Verrat zu fassen sucht, indem den Selbstbeschreibungen attributive Erweiterungen wie »frommer Ketzer«, »frecher Zweifler« oder »tapferer Renegat« hinzugefügt werden. Aber auch das Genre der politischen Dystopie kann mit den ihr innewohnenden Motiven des allgemeinen Misstrauens und Denunziantentums auf – verdeckte oder unterstellte – Konversionsfiguren und -momente gelesen werden. In diesem Sinne untersucht Lars Koch in drei Erzählungen (George Orwells 1984, Gerd Ruges Metropol und Ralf Rothmanns Hotel der Schlaflosen) die mit dem Renegatentum verbundenen Affektpolitiken im Kontext des Stalinismus. Dabei entfalten sich die individuellen und massenpsychologischen Affektlogiken zwischen Hass (auf den Renegaten als Systemverräter), Angst (davor, selbst zum Renegaten erklärt zu werden) und moralischer Indifferenz (nach vollzogenem Systemwechsel). Carolin Amlinger schließt an die affektive Diffusion an, die mit dem biographischen Übertritt einer Schwelle ausgelöst wird, situiert sie aber in einer liminalen Textgattung, die zwischen Autobiographie und Gesellschaftsdiagnose changiert. Gesten der Umkehr und des Wandels sind in Rückkehrnarrativen gegenwärtig, die in Autosoziobiographien einen retrospektiven und schmerzhaften Erinnerungsprozess in Gang setzen. Gleichzeitig artikuliert ein Konversionsereignis eine kollektiv geteilte Erfahrung von gesellschaftlichem Wandel. Die Dreigliedrigkeit der Konversionserzählung, in der ein Wendepunkt den Lebenslauf in ein falsches Leben vor und ein richtiges nach der Umkehr trennt, wird in Texten von Pierre Bourdieu, Didier Eribon und Deniz Ohde auf unterschiedliche Weise als zeitdiagnostisches Instrument genutzt, um die immanenten Widersprüche von Gegenwartsgesellschaften, in denen Fortschritte und Rückschritte miteinander verzahnt sind, aus einer Ich-Erzählperspektive zu veranschaulichen.

Das zweite Schema verbindet die Konversion paradoxerweise nicht mehr mit dem Positionswechsel, sondern mit der Inszenierung von Standhaftigkeit. Das Renegatentum wird hier aus einer Verschiebung im sozialen Gefüge erklärt: was früher Mehrheitsmeinung gewesen sei, sei heute zur Außenseiterposition geworden.13 Dieses exogene Renegatentum spielt mit der Fiktion einer konsistenten Biographie und Haltung: nicht man selbst, sondern die Gesellschaft habe sich verändert. In diesem Zeichen stehen die Beiträge von Nicolai Busch und Lea Liese. Konkret zeigt Nicolai Busch am Beispiel von Uwe Tellkamp auf, wie sich eine politische Konversion nicht plötzlich und autonom ›ereignet‹, sondern im Kontext von langfristigen Strategien, Vernetzungen und Kulturarbeit begriffen werden muss. Er kontextualisiert die Politisierung der Autorschaft Tellkamps anhand des Verhältnisses von Konservatismus und Rechtsextremismus in Ostdeutschland und dem literarischen Umfeld in Dresden-Loschwitz. Insbesondere Figuren der ›inneren Emigration‹ und des ›Exils‹ werden als fiktionale Schutzräume für die politische Radikalisierung nutzbar gemacht. Auch der Beitrag von Lea Liese diskutiert, wie der politische Seitenwechsel durch ein autonomieästhetisches Programm ›eingehegt‹ wird. Lea Liese analysiert, wie der populäre US-Autor Bret Easton Ellis seine Abkehr vom Liberalismus mit dessen vermeintlicher Transformation zu einem Linksreaktionismus unter identitätspolitischen Vorzeichen plausibilisiert. Im Gegenzug inszeniert Ellis sich als neutraler Beobachter des politischen Geschehens und rechtfertigt seine vermeintliche Objektivität als Bedingung für ästhetische Freiheit. Dabei übernimmt er aber – ob gewollt oder nicht – Narrative, die die Alt-Right strategisch nutzen, um den progressiven Liberalismus zu bekämpfen.

Drittens ist das Erzählschema einer umfassenden Ernüchterung zu beobachten. Beschrieben wird hier keine plötzliche, sondern eine schleichende Veränderung, etwa von den naiven Idealen der Jugend zum realitätstüchtigen Zynismus des Alters. Das Renegatentum wird in diesen Erzählungen als eine intellektuelle Tugend inszeniert. Der Renegat tritt dort – anders als der Konvertit – weder konsequent von einem ins andere Lager über, noch bleibt er – wie der Dissident – als kritische Stimme dem eigenen Lager verbunden, sondern er positioniert sich außerhalb jeden Lagerdenkens, in der Pose eines heroischen Außenseiters. Diese Erzählungen schließen an einen agnostischen Skeptizismus an, mit den Wahrheitsspielen des politischen Diskurses zu brechen.14 Das politische Konvertieren und die Posen, die mit ihm idealtypisch verbunden werden – Provokation, Nonkonformismus, Authentizität – sind also gleichzeitig ein theoretischer Aneignungsprozess.15 Nicht selten exportieren politische Konversionserzählungen theoretisches Zeichenmaterial, um es im neuen Kontext semantisch neu zu besetzen oder aus ihm andere Schlüsse zu ziehen.16 Dadurch scheinen sie die politische Dichotomie, die in der Konversion gerade erst befestigt wurde, zugleich zu durchkreuzen und erzwingen auf diese Weise eine Neuverhandlung und Selbstbefragung der entsprechenden Positionen im öffentlichen Diskurs. Die Beiträge von Felix Schilk und Hans Kruschwitz beschäftigen sich in diesem Sinne mit wiederkehrenden Narrativen und Denkfiguren politischer Konversionserzählungen und deren diskursgeschichtlicher Theoretisierung. Felix Schilk nimmt eine doppelte Perspektive auf Bekehrungserfahrungen ein, mit denen eine Konversion von linken in rechte Positionen begründet wird. Zum einen widmet er sich der apokalyptischen Struktur von Konversionserzählungen, die den politischen Seitenwechsel ermöglichen. Zum anderen analysiert Schilk zeitdiagnostische Narrative, die von rechten Renegaten formuliert wurden, und die dort aufzufindenden dichotom strukturierten Narrative von Démotion und Dekadenz. Diese sollen als Heuristik dienen, um die Ideologie politischer Bewegungen auf ihre Anfälligkeit für Bekehrungsnarrative und ein mögliches Abdriften nach rechts zu prüfen. Abschließend rekonstruiert Hans Kruschwitz die liberale Mimikry der Neuen Rechten und die mit ihr verbundene Pose des Desengagements als Anknüpfungspunkt für politische Renegaten am Beispiel von Botho Strauß. Er situiert Strauß’ »Ästhetik der Mobilmachung« im Kontext der deutschen Foucault-Rezeption und der wesentlich durch Jürgen Habermas popularisierten Deutung eines Foucaultschen Antimodernismus, der als theoretische Austauschzone zwischen links und rechts gedeutet wurde.

Ein Teil der Beiträge wurde direkt für das vorliegende Heft verfasst, ein anderer Teil geht zurück auf die Tagung Renegaten. Konjunktur einer Kippfigur, die im Herbst 2021 an der Universität Basel als Jahrestagung des SNF-Forschungsprojekts Halbwahrheiten. Wahrheit, Fiktion und Konspiration im ‚postfaktischen Zeitalter‘ stattfand. Die Herausgeberinnen danken dem Schweizerischen Nationalfonds für seine großzügige Unterstützung, den Autor:innen für ihre anregenden Beiträge und ihre Geduld, der Kulturwissenschaftlichen Zeitschrift für die Aufnahme als Sonderheft und Simone Sumpf, Hevin Karakurt und Silvan Bolliger für ihre konzeptuelle und redaktionelle Unterstützung.

Literaturverzeichnis

Amlinger, Carolin/ Gess, Nicola/ Liese, Lea (2023): Renegaten. Zur Gegenwart politischer Ab- und Ausgrenzungen. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 4–16.
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Carini, Marco (2012): Die Achse der Abtrünnigen. Über den Bruch mit der Linken. Berlin: Rotbuch.
Daub, Adrian (2023): Der Campusroman der Neurotiker. Ursprung und langer Nachhall der neokonservativen Renegatenpoetik. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 51–65.
Felsch, Philipp (2023): Augenblick und Ewigkeit. Fluchtpunkte intellektueller Erneuerung. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 28–37.
Heidrich, Christian (2002): Die Konvertiten. Über religiöse und politische Bekehrungen. München: Hauser.
Hobsbawm, Eric (1998): Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. München: dtv.
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Koschorke, Albrecht (2023): Lechts und rinks. Seitenwechsel in Zeiten der Polarisierung. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 66–78.
Müller, Julian (2023): Der politische Konvertit als Fürsprecher seiner selbst. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 17–27.
Oppelt, Martin (2020): Verrat und Demokratie. Eine postfundamentalistische Annäherung. In: Leviathan, 48/2, S. 264–292.
Rohrwasser, Michael (1991): Der Stalinismus und die Renegaten. Die Literatur der Exkommunisten. Stuttgart: Metzler.
Ruddies, Hartmut (2007): Flottierende Versatzstücke und ideologische Austauscheffekte. Theo­lo­gi­sche Antworten auf die Ambivalenz der Moderne. In: Gangl, Manfred/ Raulet, Gérard (Hg.): Intellektuellendiskurse in der Weimarer Republik. Zur politischen Kultur einer Gemengelage. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 61–77.
Seeßlen, Georg (2017): Renegaten, Verräter, Konvertiten, Überläufer oder Überzeugungstäter. Anmerkungen zur Wanderung von Intellektuellen aus dem linken ins rechte Lager. Getidan. Autoren über Kunst und Leben: http://www.getidan.de/gesellschaft/georg_seesslen/76722/renegaten-verraeter-konvertiten-ueberlaeufer-oder-ueberzeugungstaeter. 18.07.23.
Séville, Astrid (2023): Renegatentum als politische Pose im Rechtspopulismus. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 79–99.
Ulmer, Bernd (1988): Konversionserzählungen als rekonstruktive Gattung. Erzählerische Mittel und Strategien bei der Rekonstruktion eines Bekehrungserlebnisses. In: Zeitschrift für Soziologie, 17/1, S. 19–33.
Zwerenz, Gerhard (1961): Ärgernisse. Von der Maas bis an die Memel. Essays. Köln: Kiepenheuer und Witsch.

Fußnoten

1 Vgl. ausführlich Amlinger, Carolin/ Gess, Nicola/ Liese, Lea (2023): Renegaten. Zur Gegenwart politischer Ab- und Ausgrenzungen. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 4–16. 2 Hobsbawm, Eric (1998): Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. München: dtv. 3 Vgl. Seeßlen, Georg (2017): Renegaten, Verräter, Konvertiten, Überläufer oder Überzeugungstäter. Anmerkungen zur Wanderung von Intellektuellen aus dem linken ins rechte Lager. Getidan. Autoren über Kunst und Leben: http://www.getidan.de/gesellschaft/georg_seesslen/76722/renegaten-verraeter-konvertiten-ueberlaeufer-oder-ueberzeugungstaeter. 18.07.23. 4 Müller, Julian (2023): Der politische Konvertit als Fürsprecher seiner selbst. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 17–27, S. 21; James, William (1902): The Varieties of Religious Experience. A Study in Human Nature. Michigan: University of Michigan. 5 Vgl. Felsch, Philipp (2023): Augenblick und Ewigkeit. Fluchtpunkte intellektueller Erneuerung. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 28–37. 6 Zu religiösen Konversionserzählungen vgl. Heidrich, Christian (2002): Die Konvertiten. Über religiöse und politische Bekehrungen. München: Hauser; Ulmer, Bernd (1988): Konversionserzählungen als rekonstruktive Gattung. Erzählerische Mittel und Strategien bei der Rekonstruktion eines Bekehrungserlebnisses. In: Zeitschrift für Soziologie, 17/1, S. 19–33. 7 Benjamin, Walter (1982): Das Passagen-Werk. Erster Teil. Frankfurt a.M.: Suhrkamp (= Gesammelte Schriften, hg.v. Tiedemann, Rolf/ Schweppenhäuser, Hermann; V.1), S. 618. 8 Vgl. Koschorke, Albrecht (2023): Lechts und rinks. Seitenwechsel in Zeiten der Polarisierung. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 66–78. 9 Die Figur des Renegaten ist eng geknüpft an den politischen Verrat, vgl. Oppelt, Martin (2020): Verrat und Demokratie. Eine postfundamentalistische Annäherung. In: Leviathan, 48/2, S. 264–292, S. 267. 10 Amlinger/ Gess/ Liese: Renegaten, S. 9. 11 Zur Geschichte politischer Konversionen vgl. Rohrwasser, Michael (1991): Der Stalinismus und die Renegaten. Die Literatur der Exkommunisten. Stuttgart: Metzler; Carini, Marco (2012): Die Achse der Abtrünnigen. Über den Bruch mit der Linken. Berlin: Rotbuch. 12 Vgl. Amlinger/ Gess/ Liese: Renegaten, S. 10–11. 13 Vgl. Daub, Adrian (2023): Der Campusroman der Neurotiker. Ursprung und langer Nachhall der neokonservativen Renegatenpoetik. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 51–65. 14 Gerhard Zwerenz etwa formulierte das Renegatentum als ein positives Ideal der Illusionslosigkeit: »Der junge Exkommunismus umfasst Ost und West. Insofern ist er kein Exkommunismus, kein Kommunismus, keine Ideologie. Er stützt sich auf die Unzufriedenheit in Ost und West über Ost und West. Er ist intellektuell in seiner Kritik, utopieablehnend, illusionslos« (Zwerenz, Gerhard [1961]: Ärgernisse. Von der Maas bis an die Memel. Essays. Köln: Kiepenheuer und Witsch, S. 30.) 15 Zum Begriff der politischen Pose vgl. Séville, Astrid (2023): Renegatentum als politische Pose im Rechtspopulismus. In: Mittelweg 36, 32/1, S. 79–99. [13] Zu theoretischen Austauschbewegungen in der Weimarer Republik vgl. Ruddies, Hartmut (2007): Flottierende Versatzstücke und ideologische Austauscheffekte. Theologische Antworten auf die Ambivalenz der Moderne. In: Gangl, Manfred/ Raulet, Gérard (Hg.): Intellektuellendiskurse in der Weimarer Republik. Zur politischen Kultur einer Gemengelage. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 61–77. 16 Zu theoretischen Austauschbewegungen in der Weimarer Republik vgl. Ruddies, Hartmut (2007): Flottierende Versatzstücke und ideologische Austauscheffekte. Theologische Antworten auf die Ambivalenz der Moderne. In: Gangl, Manfred/ Raulet, Gérard (Hg.): Intellektuellendiskurse in der Weimarer Republik. Zur politischen Kultur einer Gemengelage. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 61–77.