Dagmar Ellerbrock, Lars Koch, Sabine Müller-Mall, Marina Münkler, Joachim Scharloth, Dominik Schrage & Gerd Schwerhoff: Invektivität - Perspektiven eines neuen Forschungsprogramms in den Kultur und Sozialwissenschaften

Abstract: This article aims to introduce the concept of „Invectivity“ as a new perspective for social and cultural studies. It understands phenomena of insult and debasement, of humiliation and exposure as –cross-cultural and epoch-spanning – basic operations of societal communication. Due to their disruptive, stabilising or dynamising effects on social order, invective communication has the potential to unite and shape societies. This article subsumes such phenomena under the term Invectivity. The term includesall aspects of communication (either verbal or non-verbal, oral or written, gestural or graphic) that areused to degrade, to hurt or to marginalize others. Manifestations and functions of the Invective are notsystemised under strict patterns but medially, politically, socially and aesthetically contextualized depending on the diverse historical contexts and complex constellations they occur in. Thus, they can only be properly understood as performative events which develop through the interaction of ascription, response and follow-up communication as well as by means of the social, discursive and media conditions in which they arise.

Keywords: Debasement; Marginalization, Invectives; Escalation Dynamics, Polemogenicity; follow-up Communication; Insult

Konzeptgruppe „Invektivität“ (Dagmar Ellerbrock, Lars Koch, Sabine Müller-Mall, Marina Münkler, Joachim Scharloth, Dominik Schrage und Gerd Schwerhoff)1

Phänomene der Schmähung und Herabwürdigung, der Beschämung und der Bloßstellung lassen sich als epochen- und kulturübergreifende Arten von Kommunikation verstehen. Als Störungs-, Stabilisierungs- und Dynamisierungsmomente prägen sie gesellschaftliche Ordnungen und besitzen das Potential, Gemeinschaften zu bilden, zu verändern und zu zerstören.

Für die Untersuchung der politischen und kulturellen Relevanz von Herabsetzungs- und Beschämungsphänomenen soll nachfolgend der neue Begriff „Invektivität“ eingeführt werden. Invektivität soll jene Aspekte von Kommunikation (verbal oder nonverbal, mündlich, schriftlich, gestisch oder bildlich) fokussieren, die dazu geeignet sind, herabzusetzen, zu verletzen oder auszugrenzen. Dabei unterliegen Erscheinungsformen und Funktionen des Invektiven – verstanden als sich realisierender Modus von Invektivität – keinem starren Muster, sondern treten in medialer, politischer, sozialer und ästhetischer Hinsicht in komplexen, historisch variablen Konstellationen auf. Sie können deshalb angemessen nur als performatives Geschehen, als relationales Geflecht von Zuschreibungen, Resonanzen und Anschlusskommunikationen sowie im Kontext ihrer sozialen, diskursiven und medialen Ermöglichungsbedingungen verstanden werden.

Mit dem Konzept der Invektivität wollen wir eine neue Perspektive kulturwissenschaftlicher Forschung entwickeln, um die zentrale Rolle, die invektive Kommunikation in Vergesellschaftungsprozessen spielt, erstmals umfassend zu untersuchen. Dafür gilt es, Voraussetzungen und Effekte herabsetzend-destruktiver Kommunikation kontextübergreifend beschreibbar zu machen: Zu erfassen sind die unterschiedlichen Ausprägungen und Abstufungen von Invektivität, von der flüchtigen Gruppenkonstitution über (De-)Formationen sozialer Ordnungen bis hin zu epochalen Figurationen und Brüchen; sicht-, beschreib- und vergleichbar gemacht werden sollen gesellschaftliche Funktionen ebenso wie kulturelle Formen von Invektivität und deren Wandel. Mit Hilfe des Konzeptes Invektivität als eines wirkmächtigen Modus von Interaktions- und Kommunikationsprozessen wird es möglich, das Soziale in seiner Konflikthaftigkeit präziser zu verstehen.

1 Herabsetzung als Kulturmodell. Eine Hinführung

Verbale und zeichenhafte Aggressionen gegen Personen oder Personengruppen sind grundlegende Erscheinungsformen des Sozialen. Herabsetzungen oder Ausgrenzungen knüpfen an Zuschreibungen an, die sich auf ethnische, nationale oder religiöse Zugehörigkeiten, soziale Positionierungen, Geschlecht, sexuelle Orientierungen oder andere für die Konstruktion von Identität relevante Merkmale beziehen. Solche invektiven Akte sind mehr als marginale oder deviante Formen sozialer Interaktion. Sie zielen ins Mark des Sozialen, indem sie soziale Verhältnisse insgesamt produzieren oder destruieren, stabilisieren oder dynamisieren.

Bereits ein erster flüchtiger Blick in die Geschichte belegt die Allgegenwart und die Virulenz invektiver Phänomene. Schon in der Illias, einem der ältesten epischen Schriftzeugnisse Europas, wird die Handlung durch die Beleidigungen Apolls bzw. seines Priesters Chryses und des Helden Achill durch König Agamemnon vorangetrieben. Als Mittel der politischen, religiösen oder intellektuellen Auseinandersetzung waren Schmähungen allgegenwärtig, so etwa im spätrepublikanischen Rom, im frühen Christentum, in den mittelalterlichen Konflikten zwischen Kaisern und Päpsten, in den agonalen Auseinandersetzungen der Renaissancehumanisten, in den Kämpfen der Reformationszeit wie auch in den Debatten der Aufklärungszeit und der Romantik. Einerseits wird das Spiel von Herabsetzung, Herausforderung und Ehrverteidigung oft als zentrales Charakteristikum der vormodernen Anwesenheitsgesellschaft betrachtet (Schlögl 2014); andererseits hatte in der Reformationsära die wechselseitige Herabwürdigung des konfessionell-politischen Gegners – ermöglicht durch die neuen Medien des Gutenberg-Zeitalters – eine Hochkonjunktur (Schwerhoff 2017).

In vielerlei Gestalt wird das Invektive jedoch auch in der Gegenwart offensichtlich: in Wahlkämpfen, Parlamentsdebatten oder Talkshows, in Jugendcliquen oder unter Fußballfans, in der Schule, in den ‚sozialen Medien‘ oder – nicht zuletzt in Dresden oder bei Wahlkampfauftritten von Kanzlerin Merkel – auf der Straße. Dabei kann sich das Invektive in spielerischen Formen realisieren, die gleichwohl stets ein Verletzungspotential in sich bergen, oder es artikuliert sich aggressiv im Modus unmissverständlicher Anfeindung. Im Zeichen der Informalisierung westlicher Gesellschaften (Wouters 1999) haben sich alte und neue Formen von rauer, verletzender Sprache in neuen Kontexten etabliert und sind auch dort zu verbreiteten kulturellen Mustern geronnen (vgl. Koch 2017). Diskussionen über verbale Aggressionen in den elektronischen Medien, etwa in den Doku-Soap-Formaten des Fernsehens, insbesondere aber im Internet (shit-storms und trolling), verweisen auf die immense Aufmerksamkeit, die das Invektive gegenwärtig (wieder) erfährt. In einem weithin ungeklärten Spannungsverhältnis zur vielfach beklagten Inflation sprachlicher Herabwürdigung steht die vermeintlich wachsende Sensibilität gegenüber Beleidigungen und Herabwürdigungen in Bezug auf das Geschlecht oder auf die Migrationsgeschichte von Menschen. Sie findet ihren Niederschlag in heftigen publizistischen und wissenschaftlichen Debatten ebenso wie in literarischen und ästhetischen Reflexionen über sprachliche Diskriminierung und Hassreden, über den Vorwurf vermeintlich ideologiegeleiteter political correctness und die Grenzen freier Meinungsäußerung (vgl. Erdl 2015).

Schmähungen und Herabsetzungen prägen öffentliche Debatten von der lokalen bis in die globale Sphäre. Invektiven werden genutzt, um politische Gegner zu diffamieren und die eigenen Anhänger/innen zu mobilisieren. Donald Trump inszeniert sich geradezu als Verkörperung einer Politik der Schmähung (vgl. Kanzler/Scharlaj 2017). Historische und aktuelle Krisen waren und sind signifikant geprägt von öffentlichen Invektiven: die europäische Schuldenkrise wie der Atomkonflikt mit Nordkorea, die Debatte um den Brexit ebenso wie die Auseinandersetzungen zwischen der EU und der autoritären Regierung Erdogan.2In den Debatten um Flucht und Vertreibung sind abwertende Stereotype zur ausgrenzenden Konstruktion ethnischer Zugehörigkeiten omnipräsent. Die Dresdner Pegida-Demonstrationen (Rehberg/Kunze/Schlinzig 2016), die im Hinblick auf rassistische Zuspitzungen des Identitätsdiskurses in Deutschland ein Vorreiter waren, haben inzwischen den Status eines regionalen Sonderfalls verloren und gelten als Indikator einer sich brutalisierenden Debattenkultur. Interkulturelle Konflikte kristallisieren sich häufig, wie etwa im Fall der Mohammed-Karikaturen 2005 (Lindekilde et al. 2009), in dem Vorwurf, die eigene Religion werde geschmäht. Und auch die wissenschaftliche Kultur wird stark von Kontroversen um verbale und symbolische Herabwürdigungen, die Verletzungsgefahr von micro-aggressions (Sue 2010) und die freiheitsgefährdenden Effekte einer von ihren Kritikern als political correctness diffamierten Sprachsensibilität geprägt. Ebenso verweisen affektiv aufgeladene Kampagnen gegen eine vermeintliche ‚Gender-Ideologie’ auf die invektive Strukturierung wissenschaftlicher Debatten (Hark/Villa 2015).

Diese aktuellen und historischen InvektivKonstellationen sind so vielfältig wie virulent. Ihrer gesellschaftlichen Wirkungsmacht und Pluralität entspricht der Stand der wissenschaftlichen Reflexion nur unzureichend. Die soziologische Konfliktforschung hat verbal-zeichenhafte Herabwürdigungen eher gestreift als zentral behandelt (Simmel 1992; Dahrendorf 1956; Coser 1964). Zwar existieren zahlreiche Untersuchungen zu einzelnen Aspekten des Themenfeldes aus den verschiedensten Fachdisziplinen, gegenwartsbezogene Untersuchungen (vgl. u.a. Matsuda u.a. 1993; Neu 2008; Moïse et al. 2008; Conley 2010; Gauger 2012) ebenso wie geschichtswissenschaftliche Analysen (Beard 2014; Lobenstein-Reichmann 2013; Eming/Jarzebowski 2008; Czech 2010; Speitkamp 2010). Aus neuerer Zeit lassen sich Debattenbeiträge identifizieren, deren Anspruch und Bedeutung weit über die jeweils eigene Disziplin hinausweisen, etwa sozialpsychologische Reflexionen zur sprachlichen Diskriminierung (Graumann 1998) oder besonders die sprachphilosophischen Beiträge zu hate speech und zu verletzenden Worten (Butler 2006; Herrmann/ Krämer/Kuch 2007). Ein übergreifender Versuch jedoch, den weiten Bestand an Erscheinungsformen verbaler bzw. zeichenhafter Aggression und Herabsetzung als ein Phänomen sui generis systematisch, interdisziplinär und epochenübergreifend zu erschließen, wurde bisher nicht unternommen. Dabei erscheint aufgrund der äußerst variablen sprachlichen, bildlichen und symbolischen Gestalt der beschriebenen Phänomene, ihrer Okkurrenz in verschiedenen sozialen Milieus, in Interaktionen, in politischen Kontroversen und religiösen Auseinandersetzungen eine weiter ausgreifende, interdisziplinäre Bearbeitung zwingend.

 

2 Das Konzept der Invektivität

Das Konzept der Invektivität eröffnet den Zugriff auf ein gesellschaftliches Fundamentalphänomen, das Affekte, strategische Kalküle und symbolische Geltungsansprüche in spezifischer Weise verknüpft. Zumeist als Überschreitung der Normen des zwischenmenschlichen Umgangs markiert, etabliert das Invektive (manchmal) aber zugleich eigene normative und emotionale Ansprüche und Normalitätsvorstellungen. Welche gesellschaftlichen Effekte aus einem Invektiv-Geschehen resultieren, hängt von den vielfältigen Möglichkeiten der Deutung und den entsprechenden kommunikativen Resonanzen ab, die es selbst erst erzeugt. In jedem Falle dient das Invektive als Produktionsmechanismus und Transmissionsriemen sozialer In- und Exklusionsprozesse und produziert damit soziale Hierarchien und Ordnungen. Der Begriff der Invektivität macht also nicht nur den konflikthaft-polemogenen Charakter gesellschaftlicher Ordnungen sichtbar, sondern ermöglicht es auch zu erklären, wie invektive Akte das Soziale in seiner Konflikthaftigkeit emotional und performativ hervorbringen. Invektivität trägt, so unsere Annahme, maßgeblich zur Produktion, Durchsetzung und Transformation spezifischer Dispositive und Ordnungen des Diskurses bei.

Damit ermöglicht es das Konzept der Invektivität, soziale Dynamiken der abwertenden Identifizierung von einzelnen Personen, Gruppen und größerer Kollektive systematisch zu analysieren. Insbesondere die sozialen Konstellationen, gesellschaftlichen Funktionen und kulturellen Formen von Invektivität sind auf diese Weise besser verstehbar. Wir wollen dazu das Invektive als spezifischen Modus von Interaktions- und Kommunikationsprozessen profilieren und nehmen an, erst dadurch die Konflikthaftigkeit, Konsensfähigkeit, Polemogenität und Reproduktion sozialer Ordnungen angemessen verstehen zu können.

Dabei gilt unsere Aufmerksamkeit einerseits der Prozesshaftigkeit des Invektiven – wie entwickeln und beschleunigen sich invektive Dynamiken bis hin zur Eskalation? Wie lassen sie sich (etwa: mittels ritualisierter Formen) einhegen? Andererseits rücken wir von Invektiven ausgehende Effekte für gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Wandel in den Blickpunkt: sie können wiederum dynamisierend, aber auch blockierend, sogar stabilisierend auf soziale Ordnungen wirken. Damit stellt sich die grundsätzliche Frage nach dem Verhältnis von Invektivität und Transformation (Böhme et al. 2012): Empirisch ist zu klären, ob und, wenn ja, in welcher Weise Invektiven mit Paradigmenwechseln, Systemtransformationen und Epochenumbrüchen verknüpft sind. In konzeptueller Hinsicht ist zu prüfen, inwieweit der Begriff der Invektivität größere Erklärungspotentiale hinsichtlich der Produktivität von Invektiven für gesellschaftlichen Wandel aufweist als etwa system- oder diskurstheoretische Theorieansätze, bzw. ob über den Begriff der Invektivität Gesellschaft auf eine neue Weise verstanden und beschrieben werden muss. Insbesondere aber zeichnet sich ab, dass das Konzept dazu zwingt, soziale Dynamiken und kulturelle Formen als in Wechselwirkung stehend zu betrachten, weil das Invektive sich immer kulturell formiert zeigt und sich gleichzeitig nicht unabhängig der sozialen Dynamik erkennen lässt, in die es sich jeweils einschreibt.

Deswegen erlaubt die analytische Entfaltung des Konzepts Invektivität, kulturelle wie soziale Phänomene in einen gemeinsamen analytischen Horizont zu rücken, die bislang lediglich verstreut, fragmentarisch und mit einem heterogenen Spektrum von Konzepten erfasst wurden. Mit dem Begriff der Invektivität zu beschreibende Phänomene reichen von herabsetzender Unhöflichkeit über Schmähungen, Lästerungen und Beleidigungen bis hin zur Hassrede und verbaler bzw. symbolischer Gewalt, von intentionalen und persönlich adressierenden Varianten der Herabwürdigung bis zu gesellschaftlichen Dispositiven und Konstellationen, deren sozial pejorisierende Kraft als Effekt einer strukturellen Wirkmacht erscheint. Die gemeinsame Eigenschaft dieser lebensweltlichen Phänomene bezeichnen wir als ‚das Invektive‘: In allen Fällen werden mittels verbaler oder nonverbaler Kommunikationsakte Bewertungen von Personen und Gruppen vorgenommen, die geeignet sind, ihre soziale Position zu verändern, sie hervorzuheben und/oder zu diskriminieren und ggf. auszuschließen. Ein einzelnes Kommunikationsereignis, in dem einer Person oder Gruppe eine abwertende Eigenschaft zugeschrieben wird, fassen wir begrifflich als ‚eine Invektive‘.

Auf pragmatischer Ebene verbindet die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Invektiven eine gemeinsame Modalität sozialer Interaktion und Kommunikation. Diese Modalität wird beispielsweise durch den Gebrauch von Schimpf- und Fluchphrasen, pejorativen Ausdrücken, Generalisierungen, Verabsolutierungen, Hyperbeln, Superlativen, Vorwurfsintonationen etc. kontextualisiert (vgl. Kallmeyer 1979; Spiegel 1995).

Beim Begriff der Invektivität handelt es sich zusammenfassend also um ein theoretisches Konstrukt, dessen Erkenntniskraft darin liegt, beobachtbare Phänomene als invektiv zu bestimmen, ihnen gemeinsame invektive Modalitäten durch Vergleich zu identifizieren und das Invektive als Eigenschaft verschiedenster Kulturphänomene auszumachen. Bewusst überschreitet diese Terminologie den klassischen Bedeutungsgehalt der invectiva oratio als intentionaler und artifizieller Schmährede: Wie andere rhetorische Gattungen – etwa Polemik, Satire oder Karikatur – bilden solche Formen zwar einen wichtigen Referenzrahmen, der für die historische Rekonstruktion und Interpretation von Invektivität zentral ist. Das hier vorgestellte Konzept zielt aber darauf ab, auch Phänomene in die Analysen einzubeziehen, die sich einer klaren formalen Zuordnung entziehen – etwa, weil sie ihren invektiven Charakter erst durch subtile Kontextualisierung, durch Anschlusskommunikationen oder durch Interpretationen Dritter erhalten (vgl. Edlinger 2015).

3 Referenzen und Perspektiven

Aspekte von Invektivität finden sich an diversen theoretischen Orten. Um daran jeweils möglichst differenziert anknüpfen zu können, nähern wir uns dem neuen Begriff der Invektivität auf der methodischen Basis eines problemorientierten Theoriepluralismus. Exemplarische Skizzen dieser Anknüpfungen und Ausblicke finden sich in den folgenden Abschnitten zur grundsätzlichen Konflikthaftigkeit sozialer Ordnungen (a), zum performativen Charakter invektiver Kommunikationsakte (b), zu deren affektiv/emotionaler Grundierung (c), und schließlich zum Aspekt der Gewalt (d).

3.1 Polemogenität und Konflikthaftigkeit sozialer Ordnungen

Das Konzept der Invektivität hat das Potential, menschliches Zusammenleben in einer spezifischen Perspektive zum Gegenstand der Reflexion zu machen und birgt insofern eine epistemische Chance: Es ermöglicht Tiefenbohrungen, die gleichermaßen Fundamente, historisch variierende Genesen sowie verschiedene Ausprägungen sozialer Ordnungen erreichen können. So wird beobachtbar, welche machtgestützten Ein- und Ausschlüsse, Asymmetrien und Grenzziehungen des Sicht- und Sagbaren diese Ordnungen bilden. Während bereits existierende Forschungskonzepte vor allem jene Mechanismen hervorheben, die gesellschaftliche Deutungskämpfe und konkurrierende Geltungsansprüche überdecken oder soziale Ordnungen mit der Suggestion statischer Stabilität versehen (vgl. Melville/Rehberg 2012; Rehberg 2014), bietet die Fokussierung von Invektivität die Möglichkeit, Konkurrenzen, Konflikte und Kämpfe in ihren strukturellen Ambivalenzen systematisch zu analysieren. Gerade weil Invektivität aber nicht allein die Überschreitung sozialer Ordnung fasst, sondern als konstitutiver Aspekt von Ordnungsbildung zu verstehen ist, kommt ihr eine zentrale Bedeutung im Hinblick auf den grundsätzlich konflikthaften und polemogenen Charakter politischer und sozialer Ordnungen zu.

Diese Charakterisierung weist deutlich über die Dimension der Agonalität im Sinne eines sozialen und politischen – regelhaften, womöglich ‚zivilisierten‘ oder zivilisierenden – Wettstreits hinaus, wie er in demokratietheoretischen Entwürfen aufscheint (vgl. Mouffe 2013, Nullmeier 2000, 148ff.; Hirschi 2005; Laureys/Simon 2010). Mit dem Begriff der Polemogenität betont Klaus Eder gegen die traditionelle Übermacht der Konsenstheorien die zwangsläufig entzweiende und deshalb potentiell desintegrative Seite von ‚Kultur‘ (Eder 1994; Eder 1998); Ernesto Laclau und Chantal Mouffe argumentieren in einem anderen Theoriedesign unter dem Begriff des „Antagonismus“ in eine ähnliche Richtung (vgl. zuletzt Mouffe 2014).

Diese Überlegungen sind ebenso wegweisend wie neuere soziologische Konflikttheorien, die die Fixierung auf Ursachen, Lösungen und strukturfunktionalistische Engführungen überwinden, um mit Georg Simmel die Bedeutung der sozialen Formen ernst zu nehmen (vgl. Bonacker 2008). Dies korrespondiert mit der in den letzten Dekaden aus ganz unterschiedlichen Perspektiven heraus formulierten Einsicht, dass das Soziale kommunikativ erzeugt wird. Das Invektive ist folgerichtig als ein kommunikativer Modus zu verstehen, in dem sich das konfliktive Moment sozialer Ordnung performativ hervorbringt, dynamisiert oder transformiert. Weil Invektivität sämtliche Dimensionen gesellschaftlicher Konflikthaftigkeit, Veränderungsdynamik und Ordnungsstabilisierung verknüpft, erlaubt die vorgeschlagene neue Perspektive daher auch deren umfassende Untersuchung. Invektiven laden Kommunikation stets emotional auf, dadurch können sie Konflikte evozieren (z.B. durch spontane, ehrverletzende Äußerungen), bestehende Konflikte eskalieren (wie im Karikaturenstreit), latente Konflikte explizieren (wie im Fall von Pegida) oder offenbare Konflikte einhegen (z.B. durch eine Transformation der Konfliktebene in einen agonalen Invektivenaustausch, etwa in Rededuellen). Diese vorläufige Differenzierung der kommunikativen Modalitäten des Invektiven in Evokation, Eskalation, Explikation und Einhegung soll dabei kein starres kategoriales Raster analog zu gängigen Konflikttypologien darstellen, sondern eine erweiterbare heuristische Matrix skizzieren, die unsere interdisziplinäre Arbeit anleitet.

3.2 Kommunikation, Performativität und mediale Arrangements

Nur kondensiert in kommunikativen Praktiken lässt sich Invektivität beobachten, unabhängig davon, ob es sich um verbale oder nonverbale Beleidigung eines Gegenübers, um eine vor einem Publikum gehaltene Schmährede, eine gezeichnete Karikatur oder um eine medial vermittelte, an eine breite Öffentlichkeit adressierte Anfeindung handelt. Als invektiv beschreiben wir kommunikative Akte, wenn sie von Beteiligten oder Zuschauenden als solche aufgefasst werden, d.h., wenn relationale Anschlusskommunikationen durch Adressaten oder Dritte thematisieren, dass und wie sich ein invektives Geschehen ereignet oder ereignet hat.3 Der hier zugrunde gelegte Kommunikationsbegriff nutzt – der theoriepluralen Anlage entsprechend – die Stärken verschiedener Theoriesprachen zur Erschließung invektiver Phänomene. Um invektive Adressierungen unter den Bedingungen von Präsenz und medientechnischer Vermittlung hinsichtlich ihrer jeweiligen Operationalitäten, Äußerungs- und Wahrnehmungsbedingungen angemessen beschreiben zu können, ist zunächst heuristisch zwischen Anwesenheits- und Abwesenheitskommunikation zu unterscheiden. Diese Differenzierung erlaubt es, dass in der interaktionistischen Soziologie (vgl. Goffman 2009) entwickelte Interaktionskonzept für Kommunikationsweisen unter Anwesenden zu nutzen und zugleich seine Einschränkung auf dieselben zu überwinden. Sie macht es zugleich möglich, in der Analyse von invektiv gesättigten Situationen alle Schattierungen von Nähe und Distanz zwischen den Polen von An- und Abwesenheit zu beobachten (vgl. Dürscheid 2003). Erst so kann sinnvoll vergleichend nach thematischen Rekursen und Formenübernahmen gefragt werden, etwa nach fingierter (invektiver) Mündlichkeit in Texten (vgl. Goetsch 1985), nach audiovisuellen Fingierungen von Interaktion in Medienkommunikationen (vgl. Tuschling 2009), aber auch nach massenmedialen Strukturierungen von invektiver Anwesenheitskommunikation.

Weiterhin müssen invektive Äußerungen aufgrund ihrer Handlungsdimension immer als performativ verstanden werden: sich invektiv zu äußern bedeutet, etwas zu tun (Austin 1962). Im Gegensatz zu klassischen Formen illokutionärer Sprechakte (Taufen und Trauen, Bitten und Danken etc.) sind Beleidigungen und verbale Aggressionen zwar in den von Austin typisierten verdiktiven Äußerungsformen bereits impliziert und bei John Searle, Jacques Derrida und Judith Butler in den Mittelpunkt gerückt, aber erst in jüngerer Zeit in größerem Umfang in den Blick der Forschung geraten. In gewisser Weise erscheinen sie als der idealtypische Gegensatz zu Jürgen Habermas’ Prinzip einer kommunikativen Rationalität, auf deren Grundlage eine vernünftige Verständigung möglich werden soll (vgl. die Kritik in Butler 2006 und die Austin-Lektüre bei Habermas 1981).

Das Forschungsprogramm zur Invektivität geht dezidiert über eine traditionelle Lesart des Sprechaktmodells der Beleidigung hinaus: Das Invektive aktualisiert sich vielmehr unter den Bedingungen einer komplexen Verflechtung von Äußerungen und den bedeutungszuschreibenden Reaktionen von Adressierten und Beobachter/innen. Damit ist es nicht allein die Intention der beleidigenden Person, die sich im Äußerungsakt realisiert und durch den Vollzug eines sprachlichen Handlungsmusters die Herabwürdigung als perlokutionären Effekt evoziert (vgl. Austin 1962). Vielmehr ist Intentionalität eine mögliche, aber keinesfalls eine notwendige Vorbedingung von Invektivität. Diese Auffassung steht neueren Deutungen der Austin’schen Sprechakttheorie nahe, die nicht das souveräne Subjekt als „intentionalen Ursprung und Zentrum seines Handelns“ (Krämer/Stahlhut 2001, 38f.) ansehen, sondern den Vollzug von Sprechakten als interpersonal koordinierte und damit interpretationsoffenen Tätigkeit deuten. Daraus ergibt sich der Verzicht auf das Souveränitätspostulat, denn das Gelingen invektiver Adressierung resultiert erst aus bestätigenden Anschlusspraktiken. Die Depotenzierung des Sprechersubjekts dokumentiert sich auch darin, dass sprachliche Praktiken im Akt der Äußerung gar nicht invektiv intendiert sein müssen, um durch reaktive Zuschreibungen als Invektiven gedeutet zu werden. Geschieht dies, entsteht eine Situation, die den ursprünglich Äußernden dazu zwingen kann, sich in der Rolle des Beleidigers zu verhalten. „An die Stelle eines klassischen Handlungsmodells tritt in dieser praxeologischen Perspektive endgültig ein konflikt- und kontingenzsensibles Aushandlungsmodell, das den intentionalen Akt als Ausgangspunkt invektiver Adressierung relativiert. Der Begriff der Performativität (vgl. Wirth 2002; Martschukat/Patzold 2003; FischerLichte 2012; Müller-Mall 2012) ist hierfür insofern ein wichtiger Referenzpunkt, als er nicht nur an die Sprechakttheorie anschließt, sondern zugleich auch den körperlich habitualisierten, manchmal auch rituellen Charakter invektiver Kommunikation betont: Schimpfworte und Gesten sind oft in hohem Maße stereotypisiert, ebenso wie entsprechende Erwiderungs- und Überbietungshandlungen. Im wechselseitigen Bezug aufeinander bemühen sich Interagierende – um mit Erving Goffman zu sprechen (vgl. Goffman 2005) – darum, ihr Gesicht zu wahren, Bedrohungen ihres face abzuwenden bzw. nach einer Verletzung seine Wiederherstellung zu betreiben. Das geschieht in der Regel auf der Grundlage konventionalisierter Interaktions- und Kommunikationsrituale. Dies impliziert, dass durch den gemeinschaftlichen Vollzug die im Ritual aktualisierten Normen und Intentionen von den Interagierenden und Kommunizierenden übernommen werden (vgl. Krämer/Stahlhut 2001).

Der Erfolg der Bemühungen zur Verteidigung des face ist in hohem Maße variabel und situationsspezifisch. Er ist ebenso von der konkreten Ausgestaltung der Kommunikationen abhängig wie von der Position der Sprechenden, der Billigung des Publikums, der sozialen Kontexte u.v.m. Keine Äußerung mithin ist als solche verletzend, entscheidend sind die jeweiligen Umstände, innerhalb derer eine invektive Äußerung als Ereignis wirksam wird. Es ist davon auszugehen, dass sich Invektiven immer innerhalb eines Geflechts aus kulturellem Wissen, sozialer Normierung, medialer Speicherung und situativer Ermöglichung manifestieren. Sie sind eingebunden in den multidimensionalen Verweisungszusammenhang von Inszenierung, Aufführung, Korporalität und Wahrnehmung (vgl. Fischer-Lichte 2005), der die invektive Triade von Invektierenden, Invektierten und Publikum jeweils situativ konstituiert. Die Machteffekte invektiver Kommunikation sind daher nicht von vornherein festgelegt, planbar oder vorhersehbar, im Gegenteil: Als Ergebnis performativer Hervorbringung eignet ihnen ein hohes Maß von Kontingenz, das sich aus dem unkalkulierbaren situativen Zusammenspiel zwischen Akteuren und Zuschauenden oder Zuhörenden ergibt (vgl. Köpping/Rao 2000).

Für diese geweitete Perspektive ist der Anschluss an das poststrukturalistisch orientierte Subjektverständnis der Praxeologie produktiv (Schmidt 2012; Freist 2015; Reckwitz 2015). Ein entsprechender Praxisbegriff, der neben der Materialität sozialer Vollzüge auch die impliziten Logiken und Schemata des praktischen Handlungs- und Reaktionswissens berücksichtigt (vgl. Reckwitz 2003, 293ff.), erscheint für die Erforschung von Invektivität hilfreich, weil er in der Betonung des kontextabhängigen Vollzugscharakters von Invektiven und ihrer körperlichen Dimension vorschnelle theoretische Engführungen vermeidet und Beweglichkeit im Umgang mit unterschiedlichen Invektiv-Konstellationen ermöglicht.

Schon diese Überlegungen machen deutlich, dass das Konzept Invektivität über die direkte invektive Adressierung hinaus auf die komplexen (inter-)medialen Arrangements verweist, die das Invektive jeweils präfigurieren und rahmen. In vielfacher Hinsicht kann etwa der menschliche Körper zum Medium invektiver Kommunikation werden: als Werkzeug von Schmähungen in Gestalt von ‚Stinkefinger‘ (vgl. Krüger 2016) oder fica, als Referenzobjekt des Invektiven mit seinen zahlreichen skatologischen oder sexuellen Facetten, als Angriffsziel im Fall körperlicher Normabweichungen und vor allem auch als Resonanzorgan, das noch vor allen Einordnungen in die Register der Politik, der Moral oder des Rechts anzeigt, dass sich eine Invektive ereignet hat (vgl. Gehring 2007). Bereits der Körper verweist somit über die face-to-face-Situation hinaus auf die vielfältigen möglichen Ebenen invektiver Kommunikation. In jedem Fall bedarf es einer Analyse des Zeichenmaterials, der technischen Erzeugungs- und Verbreitungsmittel wie auch der in Medienangeboten sedimentierten kulturellen Skripte, um so Formen des Invektiven in ihren jeweiligen Genealogien zu rekonstruieren. Abgezielt wird auf die Analyse der unterschiedlichen medialen Realisierungsweisen von Invektivität, ihrer Räumlichkeit und Zeitlichkeit, ihrer Visualität, ihrer Materialität, ihrer Inszenierungsformen und Rezeptionsmöglichkeiten (vgl. Schüttpelz 2006).

3.3 Emotionen und Affekte

Die Eindringlichkeit, Relevanz und Penetranz invektiver Äußerungen speist sich wesentlich aus ihren affektiven Aufladungen. Dabei ist die Relation zwischen Invektiven und Emotionen bzw. Affekten vielfältig. Dynamiken, die Unschärfen und die ambivalente Offenheit von Invektivität, die alle Versuche zur terminologischen, kategorialen und gattungsmäßigen Katalogisierung vor große Herausforderungen stellen, verweisen auf die immer im Spiel befindlichen Affekte, denn es sind – wie oben ausgeführt – vor allem Anschlusskommunikationen, die wesentlich für die Realisierung von Invektivität sind. Diese Anschlusskommunikationen werden wesentlich durch affektive Resonanzen und Reaktionen bestimmt. Vor allem die Adressaten einer Invektive sind mit einer starken negativen Affizierungswucht konfrontiert, die oftmals die souveräne Entscheidung darüber, sich beschämt, herabgesetzt oder angefeindet zu fühlen, verunmöglicht. Invektivität kann darüber hinaus Emotionen synchronisieren und damit Gruppenkohäsion erzwingen (vgl. Durkheim 1998). Das Spektrum der in einem Invektiv-Geschehen zirkulierenden Emotionen und Affekte reicht dabei von Freude, Spaß und Heiterkeit bis hin zu Verzweiflung, Angst (vgl. Koch 2013), Misstrauen, Scham und Wut (vgl. Lehmann 2012). Die emotional-affektive Dimension kann dabei bewusst angesprochen und genutzt, unkontrolliert dynamisiert oder/und auch spontan erfahren werden. Zentral für die Analyse von Invektivität ist somit die kategoriale Einbeziehung von Emotionen/Affekten. Um das Konzept der Invektivität hinsichtlich der ins Auge zu fassenden Eskalationsdynamiken und der Variationsbreite von Anschlusskommunikationen zu schärfen, können Ansätze der Emotionsforschung genutzt werden (vgl. Adloff/Jörke 2013; Senge/Schützeichel 2013), mit denen insbesondere Aspekte der Dynamisierung, der Inklusion von Invektivitätszeugen und der Gruppenformation präziser verstanden werden können (vgl. Salmela 2014).

Emotionen entstehen im Wechselspiel von Leiblichkeit, Kognition, Sozialität und Kultur. Mit diesem bewusst problembezogenen Emotionsbegriff ist es möglich, Anschlussstellen an unterschiedliche rezente Emotionstheorien zu eröffnen. Je nach Fragestellung kann somit an die Erklärungsangebote sozialkonstruktivistischer Emotionstheorien (vgl. Rosenwein 2010) wie auch kognitiver oder philosophischer Emotionskonzepte (vgl. Nussbaum 2013) bzw. Überlegungen der affect studies angeschlossen werden (vgl. Massumi 2007; Gregg/Seigworth 2010). Die empirische Analyse des Invektiven nutzt die Begrifflichkeit dieser unterschiedlichen Zugangsweisen, um die Erfahrungs- und Funktionsweisen von Beschämung und Herabwürdigung präziser zu verstehen und zu beschreiben.

Invektivität und Emotionalität sind nicht nur aufeinander bezogen, vielmehr ist invektive Kommunikation ohne affektive Grundierung nicht vorstellbar. Ihre genaue Ausprägung im Hinblick auf Konstellationen, Funktionen und Formen, ihre mediale Übersetzung in die Gesellschaft und ihre sozialen Resonanzen zu analysieren ist daher grundlegend für das Verständnis von Invektivität. Umgekehrt könnte sich Invektivität als Schlüsselkategorie für den Zugang zu den historisch und gesellschaftlich variablen Erscheinungsformen von Affekten erweisen und so einen wichtigen Beitrag zur interdisziplinären Emotionsforschung leisten (vgl. Schnell 2015). Denn als eine besondere Qualität des Invektiven kann gelten, dass es latente Emotionsordnungen analytisch evident macht und damit deren soziale Dynamisierungs- ebenso wie ihre medialen Resonanzpotentiale erschließt. Die emotionale Intensität, die das Invektive herzustellen vermag, ist besonders geeignet, die Formierung emotionaler Gemeinschaften (vgl. Rosenwein 2006), die Ausbildung eines emotionalen Regimes (vgl. Reddy 2001) oder auch die Verfasstheit spezifisch normativer Gefühlsordnungen (vgl. Stearns 1985; Ellerbrock/Kesper-Biermann 2015; Köhler et al. 2017) zu verstehen. Zu den unmittelbaren Wirkungen invektiver Äußerungen gehört, dass sie auf Seiten der Invektierten Scham, Ohnmacht, Angst oder Wut bewirken können. Je nach Konstellation sind sie dazu angetan, den Kreis von Betroffenen entweder in einer Gruppe zu solidarisieren, die Invektierten in Scham zu vereinzeln oder den Fluss der Interaktionen zu unterbrechen und damit Spielräume für Kreativität, Reflexion, Abweichung oder Protest zu eröffnen. Scham und Beschämung haben in jüngster Zeit besondere analytische Beachtung gefunden, an die die Konzeptualisierung von Invektivität anknüpfen kann (vgl. Frevert 2015). So verdeutlichen z.B. Praktiken des Public Shaming die politische Wirkmächtigkeit/Relevanz invektiver Praxis (Ronson 2015; Jaquet 2015). Dabei ist insbesondere die Bedeutung von Schamzeugen und ihr Bezug zu Normativität sowie Macht von Interesse (vgl. Landweer 1999). Auch auf Seiten der Invektierenden sind je nach konkreter historischer Verfasstheit vielfältige emotionale Effekte zu beobachten: Ärger, Wut und Hass können sich in invektiven Praktiken ausdrücken, ebenso wie Lust, Überlegenheitsgefühl und Stolz. Auch wenn diese Emotionen im Zusammenhang mit Invektivität evident sind, steht die Klärung aus, welche Gefühle in welchen Konstellationen mit welchen invektiven Praktiken wie verknüpft sind.

3.4 Abwertung und Gewalt

Eng, aber ebenso komplex und in vielerlei Hinsicht ungeklärt ist das Verhältnis der beiden „Jedermanns-Ressourcen“ (so in Anlehnung an von Trotha 1997) Invektivität und Gewalt. Seine Untersuchung verspricht einen Ertrag in doppelter Hinsicht, sowohl als theoretischer Beitrag zur vieldiskutierten und noch immer ungeklärten Relation von Sprache und Gewalt als auch als Bereicherung des empirischen Wissens über die Dynamiken von Gewaltdiskursen und -praktiken. Gegenwärtig scheint in der soziologischen und geschichtswissenschaftlichen Debatte eher restriktiv die Exklusivität physischer Gewalt betont zu werden (vgl. Gudehus/Christ 2013). Bislang übersehen wurde indes, dass Invektiven nicht allein eine dynamisierende Wirkung im Sinne einer Anbahnung von Gewalt haben können, sondern im manchen Konstellationen – etwa dort, wo normierende Schablonen in Form von Genre-Konventionen oder kommunikativen Gattungsregeln zur Verfügung stehen – auch einen gegenteiligen, deeskalierenden oder retardierenden Effekt produzieren. So ist z.B. bei der Beschäftigung mit invektiver RapMusik nicht allein die verletzende Sprache und das sich hier artikulierende Gewaltpotential näher zu untersuchen. In gegenläufiger Perspektive ist zugleich zu betonen, dass der Battle-Rap eine kulturelle Praxis darstellt, in der sich die Diffamierung eines Gegners mit Anerkennungsformen und elaborierten Sprachspielen zu einer subkulturellen Ausdrucksweise verbindet, die eher zur gruppenstabilisierenden Einhegung von Gewalt beiträgt als zu deren Forcierung.

In eine andere Richtung weisen Ansätze (vgl. Butler 2006; Krämer/Koch 2010), die zunächst einmal jede Zuschreibung von Eigenschaften als einen Akt der Gewalt verstehen: Weil jede Benennung eines Individuums, jede Subsumtion eines Einzelnen unter eine begriffliche Kategorie nur bestimmte seiner Merkmale hervorhebe, gehe die Produktion von Ordnung im Medium der Sprache und die Realisierung von Gewalt Hand in Hand. Diese Gewalt freilich ist Bedingung der Möglichkeit des Sprechens und damit prinzipiell vorethisch, sie unterliegt aus analytischer Perspektive zunächst keiner moralischen Beurteilung.

Allerdings gehen sozialphilosophische und kulturtheoretische Analysen in der Regel über die in diesem Sinn unvermeidliche Gewaltsamkeit sprachlicher Äußerungen hinaus; sie konstatieren gewaltbasierte Macht- und Ungleichheitsverhältnisse und betten ihre Analysen häufiger in einen moralisch-normativen Diskurs ein. Aus dieser Perspektive ist sprachliche Gewalt die Zuschreibung einer pejorisierten oder randständigen Subjektposition an eine Person bzw. die Angehörigen einer sozialen Gruppe. Essentiell für das Verständnis von Invektivität ist dabei insbesondere die Diagnose einer grundsätzlichen Verletzbarkeit des sozial konstruierten symbolischen Körpers, die sich aus der Abhängigkeit des Menschen von der Anerkennung der Anderen ergibt, aus der Feststellung, „dass das Subjektsein des Einzelnen überhaupt erst durch die Sprache hervorgebracht wird und folgerichtig durch sie auch beschädigt, negiert und zerstört werden kann“ (Krämer/Koch 2010, 41). Vor dem Hintergrund der Verletzungsmacht der Sprache ist eine strikte Trennung von sprachlich-symbolischer und materiell-physischer Gewalt kaum mehr möglich, man denke nur an die These von der Körperkraft von Sprache (Vgl. Gehring 2007), die an der Grenze zwischen symbolischer Herabsetzung und physischer Verletzung angesiedelt ist.

Abwertungen und Verletzungen lassen sich jedoch nicht auf einzelne Interaktionen, auf das Singuläre der konkreten Situation beschränken, sondern sie ergeben sich immer auch aus den sozialen Positionen und Strukturen, die den Äußerungen ihre performative Kraft verleihen. So verorten sprachanalytische Ansätze im Anschluss an Butler die Möglichkeit diskriminierenden Sprechens in einem Dispositiv interdependenter Machtverhältnisse, das strukturelle Diskriminierung hervorbringt (Hornscheidt 2011). Macht wird dabei als die Möglichkeit aufgefasst, Normalitätsvorstellungen zu generieren und in Geltung zu setzen. Diskriminierung ist in dieser Perspektive somit nicht nur ein Akt individueller Intentionen, sondern vor allem ein konstitutives Merkmal sozialer Strukturen. Unser Verständnis von Invektivität kann hier anschließen, zu beachten ist allerdings, dass es nicht auf eine Nivellierung der Unterscheidung sprachlich-symbolischer und physischer Gewalt zielt. Vielmehr ist eine Vergleichsheuristik zu entwickeln, die eine stärkere Differenzierung anstrebt bzw. die Mehrdeutigkeit von Praktiken in den Blick nimmt, um eine angemessene Konzeptualisierung von invektiver Gewalt überhaupt erst möglich zu machen.

4 Umrisse einer Konstellationsanalytik

Zur Rekonstruktion der unterschiedlichen historischen Ermöglichungszusammenhänge von Invektivität und der vielschichtigen situativen, raumzeitlichen und diskursiven Situierungen des Invektiven bietet sich das Konzept der Konstellation an. Der Terminus verweist auf die Relationalität und die wechselseitigen Resonanzen unterschiedlicher Faktoren im Invektiv-Geschehen. Eine solche Konstellationsanalyse von Invektivität kann an heuristisch fruchtbare Brückenkonzepte aus verschiedenen Wissenschaftstraditionen anknüpfen: an die relationale Soziologie von Georg Simmel über Karl Mannheim und Norbert Elias bis zu Erving Goffman; an die von Dieter Henrich erprobte philosophische Konstellationsforschung oder an die Dispositivanalyse im Anschluss an Michel Foucault (vgl. Bührmann/Schneider 2008). Von besonderer Bedeutung für die Untersuchung invektiver Konstellationen sind die schon erwähnten Entwürfe einer Praxeologie, die weiter ansetzt als die klassischen soziologischen Handlungstheorien. Was die sozialen Differenzmarkierungen angeht, die Ausgangspunkt und Ziel invektiver Kommunikationsprozesse sind, kann eine solche Konstellationsanalyse auch das Brückenkonzept der Intersektionalität nutzen. Dieses rückt Überschneidungen und Wechselwirkungen verschiedener Diskriminierungsressourcen wie Geschlecht, Klasse, Ethnizität und Alter in den Mittelpunkt (Winker/Degeler 2010; Walgenbach 2012). Damit wird es möglich, wechselseitige Verstärkungs- aber auch Verdeckungseffekte (Eribon 2009) zu beobachten, die vor allem dann in Akten der performativen Hervorbringung sozialer Positionierung zum Tragen kommen, wenn Invektiven mehrere dieser Dimensionen aufrufen.

Analysen von Invektivität in diesem Sinne umfassen mindestens die komplexe Konstellation von Akteuren mit ihren raumzeitlichen Arenen, rollenspezifischen Lizenzen sowie medialen und materiellen Aspekten (a), die Funktionsbestimmungen von Invektivität (b) ebenso wie deren weitgespannte Formensprachen (c) und schließlich die epochenübergreifenden wie -spezifischen Eigenheiten invektiver Phänomene (d).

4.1 Akteurskonstellationen, Arenen, Lizenzen und Medien

Jeder als herabsetzend intendierte oder wahrgenommene Akt erhält seine invektive Qualität erst unter den konkreten Bedingungen einer Situation, die ihn ermöglicht und hervorbringt. Die Konstellationsanalytik nimmt demnach ihren Anfang in einer Differenzierung der jeweils konkreten Konstellationen der Akteure und ihrer sequenziellen Dynamiken. Idealtypischer Ausgangspunkt ist aus interaktionstheoretischer Sicht die invektive Triade mit den Positionen Invektierende, Invektierte und Publikum (vgl. Stenzel 1986) und ihren jeweiligen Handlungs- und Sinnkontexten. Aus poststrukturalistischer Perspektive kann sie auch als diskursives Artikulationsmoment von Subjektpositionen und Konfliktrelationen aufgefasst werden. Ein wichtiger Anhaltspunkt, um die jeweiligen Ausprägungen, Funktionen und Formen des Invektiven genauer zu fassen, ist also zunächst die Ausdifferenzierung der unterschiedlichen Rollen und der durch die Invektive relevant gesetzten Eigenschaften nach politischen, sozioökonomischen, genderspezifischen, ethnischen und generationellen Gesichtspunkten. Insofern diese Eigenschaften ihre invektive Relevanz nicht zuletzt dadurch erhalten, dass sie auf der Folie geltender gesellschaftlicher Normalitätsvorstellungen herabsetzen und dabei auch normative Geltungsansprüche implizieren, erlaubt die Rekonstruktion der Interaktionsdynamiken der invektiven Triade auch Rückschlüsse auf kulturell sedimentierte Ordnungsvorstellungen und Normenhorizonte.

Das idealtypische Modell der invektiven Triade soll nun nicht reduktionistisch die Vorstellung einer Homogenität und Linearität des invektiven Geschehens evozieren, sondern im Gegenteil als Ausgangspunkt für die Analyse seiner Komplexität, seiner Dynamiken und seiner Praxisformen dienen. So resultieren invektive Motivationslagen aus einem Geflecht individueller, kultureller und gesellschaftlicher Einflüsse, die sich in bestimmten situativen Zusammenhängen zu invektiven Artikulationen verdichten. Der kommunikative Erfolg von Invektiven hängt davon ab, inwiefern sie von Adressaten und/oder Publikum als verletzend aufgefasst werden (vgl. Deppermann 2005; 2008). Dies lässt prinzipiell auch Raum für Neu- und Umcodierungen des Gesagten. Prozessualität und Interaktivität sind somit wesentliche Dimensionen invektiver Kommunikation. Entsprechend ist häufig nicht von diskreten Einzelinvektiven auszugehen, sondern von kommunikativen Kaskaden wechselseitiger invektiver Adressierung, von Anschlusskommunikationen, die den invektiven Charakter einer Äußerung rekursiv aufnehmen, verstärken oder zuallererst erzeugen. Für invektive Triaden sind demnach auch Positions- und Richtungsänderungen sowie diskursive Umcodierungen charakteristisch – Schmähgemeinschaften wie Pegida ziehen ihre Legitimation häufig aus der Behauptung, Opfer von Invektiven geworden zu sein. Zudem können alle Positionen der Triade je nach Abstraktionsgrad der analytischen Beobachtung selbst wieder differenziert werden, insbesondere im Hinblick auf die politischen Imprägnierungen und (impliziten) Adressierungen invektiver Äußerungsformen: Invektierende agieren im Namen des „gesamten Volkes“; Personengruppen fühlen sich als Teil „der gesamten Nation“ oder einer Religionsgemeinschaft invektiert; Dritte intervenieren stellvertretend im Hinblick auf die wahrgenommene Verletzung der Integrität von Minderheiten und Randgruppen, usw. Die Konstellationsanalyse verfolgt damit letztlich eine Rekonstruktion der Dynamik invektiver Netzwerke und der darin möglichen relationalen Selbst- und Fremdpositionierungen.

Eng mit der Analyse von Rollen und Positionierungen verbunden ist die Frage der raumzeitlichen Verortung invektiver Konstellationen. Denn diese sind nicht allein durch (typisierte) Akteure bestimmt, sondern weisen Bezüge zu den historisch-gesellschaftlichen Kontexten auf, die die Ordnungen des Sagbaren und performativ Darstellbaren bestimmen innerhalb derer es zu invektiven Konfrontationen kommt. Daran knüpft eine zentrale Forschungsfrage an: Welchen Beitrag leisten Invektiven zur performativen Perpetuierung und Stabilisierung von (Wissens-)Ordnungen und Normalitätsvorstellungen? Inwiefern dynamisieren sie diese als diskursive Ereignisse?

Von besonderem Interesse sind zudem die Zeitlichkeit und die Räumlichkeit invektiver Konstellationen. Als zeitlich besonders markierte Konstellationen wären etwa Karneval, Aufstände und Revolutionen zu nennen, als profilierte Invektiv-Räume z.B. Parlament, Fußballstadion, Kabarett und Casting-Show. Daneben gibt es aber auch raumzeitlich schwerer zu verortende Formen wie den Shitstorm und Stigmatisierungen im Alltag. Die historisch diversifizierte Erforschung solch unterschiedlicher Arenen des Invektiven als Räume mit je eigenen Handlungslogiken, Konventionen, Opportunitätsstrukturen und Aufmerksamkeitsmustern verspricht interessante Ergebnisse. Dementsprechend sind mit Blick auf die historische und kulturelle Differenzierung invektiver Konstellationen unterschiedliche Grade von Formalität bzw. Informalität in Rechnung zu stellen. Gerade hochgradig formalisierte Situationen können attraktiv für tabubrechende Symbolhandlungen werden, vom reformatorischen Bildersturm über die Störung von Weihnachtsgottesdiensten durch die 68er-Bewegung bis hin zur Intervention der Performance-Gruppe Pussy Riot (vgl. Scharloth 2011; Koch/Nanz 2014). Die Analyse der temporalen Strukturen des Invektiven innerhalb dieser raumzeitlichen Situierung führt auf die Spur affektiv aufgeladener Handlungsketten von Schmähungen und Beleidigungen, die sich oft als Eskalationsketten realisieren und erst dann in ihrer mittelbaren diskursiven Reichweite analytisch gefasst werden können, wenn von einer potentiell unbegrenzten Proliferationsfähigkeit des Invektiven ausgegangen wird.

Mit der raumzeitlichen Verortung jeweils konkreter Invektiven hängt die Frage zusammen, welche Lizenzen und Sprecherpositionen invektive Akte legitimieren: Wer ist in einer bestimmten Konstellation zu invektiven Akten befugt, von wem werden sie vielleicht gar erwartet? Welches sind die Legitimationsressourcen dieser Lizenzen? Sind sie aus geltenden sozialen Normen oder institutionellen Positionen abgeleitet oder werden fundamentale Wahrheitsansprüche gegen diese geltend gemacht? Wem sind die Lizenzen invektiver Kommunikation versagt, vielleicht sogar jede Reaktion auf eine Herabsetzung? Welche Invektive erhält ihre eigentliche Brisanz erst dadurch, dass die Grenzen solcher Lizenzen verletzt werden? Wer ist, in bestimmten historisch-kulturellen Situationen, als Adressat von Invektiven tabuisiert (z.B. Gott, Mohammed, Papst)? Gibt es Umstände, unter denen es stärker herabsetzend sein kann, als Adressat gar nicht in Frage kommen zu können als beleidigt zu werden? Was erfährt man über gesellschaftliche Normgefüge, wenn man auf jene schaut, die sich außerhalb des Invektivspektrums befinden, wie sich dies zum Beispiel in vielen historischen und kulturellen Kontexten sehr deutlich in den Differenzierungen der Lizenzen etwa gegenüber Frauen, Alten oder Honoratioren zeigt?

Ob sich Invektiven in einem affirmativen oder in einem kritischen Verhältnis zu bestehenden Machtverhältnissen befinden, hängt wesentlich von den politischen und diskursiven Feldern ab, in denen sie sich ereignen. Dabei ist von einem paradoxen Spannungsverhältnis zwischen dem Normenhorizont einer Gesellschaft und ihrem Invektivitätsniveau auszugehen. Die Wirkungskraft von Invektiven resultiert (zumindest auf den ersten Blick) aus der Überschreitung einer Norm, wobei es sich ebenso um rechtlich fixierte Vorschriften (wie Beleidigungen) wie um informelle Verhaltensregeln (wie Kränkungen unterhalb der Injurienschwelle) handeln kann. Selbstverständlich können Invektiven aber auch Ausdruck einer Normerfüllung sein, wenn eine Rolle oder eine Arena Akteuren die Lizenz zum Invektiven zuweist, wobei sich der Reiz verbaler oder zeichenhafter Aggression hier der Tatsache verdanken kann, dass derartige Zuspitzungen in anderen Lebensbereichen tabuisiert sind. Invektiven können auch insofern Ausdruck herrschender Normen sein, als sie sich gegen zur Diskriminierung freigegebene Minderheiten richten; der Judenwitz im Nationalsozialismus oder auch die Schmähung von Homosexuellen im gegenwärtigen Russland stellen keine Normüberschreitung dar, sondern bekräftigen die geltenden Ausgrenzungsnormen. Die klassischen Schelt- und Schimpfworte tragen in der Regel, auch wenn sie rechtlich als Normüberschreitung interpretiert werden können, zugleich die Bestätigung der Norm in sich, insofern ein positiver Referenzpunkt mehr oder weniger deutlich mit aufgerufen wird: Wer in der Frühen Neuzeit eine Frau als „Hure“ beschimpfte, bekräftigte damit zugleich die Norm sexueller Enthaltsamkeit für unverheiratete Frauen; die pauschale Verwendung von „schwul“ als Beleidigung unter Jugendlichen stützt eine heteronormative Ordnungsvorstellung. Das Invektive taugt somit als Sonde zur Analyse komplexer Normenhorizonte einer Gesellschaft oder einer Epoche (vgl. Popitz 2006). Dabei muss die Bedeutung dieser Normen keineswegs eindeutig fixiert sein, wie etwa das Beispiel jener römischen Aristokraten (Brutus = der Dumme; Crassus = der Dicke; Strabo = schielend) mit ursprünglich negativ konnotierten Cognomina zeigt, die durch deren Übernahme offenbar ihre ‚Invektivkompetenz‘ unter Beweis stellen und ihr Prestige steigern konnten (vgl. Corbeill 1996).

Einen weiteren Komplexitätszuwachs erfährt die hier vorgestellte Forschungsperspektive durch die Einsicht, dass bei der Untersuchung invektiver Konstellationen verschiedene Mediatisierungssphären und dispositive Überlappungsphänomene berücksichtigt werden müssen. Alle Positionen der invektiven Triade können auf der Ebene physischer oder virtueller Präsenz auftreten, was jeweils unterschiedliche Effekte auf die Intensität und Dynamik der invektiven Kommunikation haben kann. Hinzu kommen die bereits erwähnten sozialen Kategorisierungen von Akteuren (Alter, sozialer Status, Geschlecht, Gruppenzugehörigkeit) und kulturellen Skripten (Rollenmuster, Semantiken, Interdiskurse, Plausibilisierungsnarrative, mediale Formatierungen). In Abhängigkeit davon, inwieweit Invektierende, Invektierte und Publikum füreinander physisch oder virtuell präsent sind, tragen sie zur Situierung und Kontextualisierung eines invektiven Geschehens bei, moderieren seine internen Dynamiken und erzeugen stabilisierende oder transformierende Effekte. Für die Frage nach der Epochenspezifik invektiver Konstellationen dürfte es von zentraler Bedeutung sein zu klären, inwiefern die Anwesenheit bzw. Abwesenheit der Beteiligten Einfluss auf die Wirkmächtigkeit des Invektiven entfaltet. Zu untersuchen ist, ob interaktionsnahen stratifizierten Gesellschaften, wie Luhmann angenommen hat, eine stärkere Konfliktualität eigen ist als funktional ausdifferenzierten – oder ob die gegenläufige Annahme plausibler ist, dass der Medienwandel zur Erhöhung des ‚Invektivitätspegels‘ einer Gesellschaft führt. Möglicherweise konvergieren diese augenscheinlich konträren Sichtweisen aber auch darin, dass die neuesten, in Luhmanns Medientheorie nicht mehr thematisierten Strukturveränderungen der Massenmedien gerade durch die Adaption von interaktionsförmigen Kommunikationsmustern gekennzeichnet sind.

4.2 Funktionsbestimmungen von Invektivität

Im Rahmen der skizzierten Konstellationsanalytik können auch Funktionen von Invektivität beschrieben werden. Wesentlich ist dabei, dass Effekte des Invektiven als kontingent angesehen werden müssen und sich der Planbarkeit entziehen, weshalb sich einfache Funktionsbestimmungen verbieten. Indem sie Invektierende, Invektierte und (zunächst) unbeteiligte Beobachter kommunikativ aufeinander beziehen, erzeugen Invektiven eine durch affektive Auf- und Entladungen charakterisierte Kondensierungsform von Öffentlichkeit. In ihr kann der Allgemeinheitsanspruch sozialer Rollen und gesellschaftlicher Funktionszusammenhänge tendenziell unterlaufen werden, und abstrakte Macht- und Geltungskonkurrenzen können sich in forcierter Weise in personalisierten Zuschreibungen einer totalen Identität (vgl. Garfinkel 1967) verdichten. Damit steht Invektivität aufgrund des performativen Charakters dieser Akte für die konstitutive Ambivalenz sozialer Ordnungen: Einerseits artikulieren sich im invektiven Akt des Zu- und zugleich Über-Jemand-Sprechens implizit oder explizit normativ imprägnierte Gesellschafts- und Zugehörigkeitsvorstellungen sowie Verhaltensanforderungen, die bestehende Ordnungsgefüge durch verletzende Intervention bestätigen, (wieder-)herstellen und stabilisieren. Andererseits – und dies ist der aus einer strukturfunktionalistischen Sichtweise als dysfunktional erscheinende Aspekt von Invektivität – können aber auch unübersichtliche Situationen entstehen, in denen die Rollen der Interagierenden wie die kommunikativen Verläufe vorab nicht vollends überschaubar sind. Hier eingebrachte alternative Ordnungsvorstellungen können somit die Selbstverständlichkeit des ‚Normalen‘ stören und damit selbst zur Inversion der Ordnung beitragen. Oft überschreitet der invektive Akt die Grenzen des geregelten Sprechens und gibt damit auch gegen das Bestehende gerichteten Vorstellungen Raum – ob diese nun strategisch eigene Interessen verfolgen, auf die Durchsetzung einer anderen Ordnung oder auf die moralische Verurteilung oder Kritik des status quo zielen.

Es muss demnach untersucht werden, wann, in welchen Konstellationen, Kontexten und unter welchen Bedingungen Invektivität zur Destabilisierung, Erosion und Inversion von sozialen und kulturellen Ordnungen beiträgt und wann und unter welchen Bedingungen sie deren Stabilisierung, Petrifizierung und Naturalisierung bewirkt. Das titelgebende Stichwort von den ‚Dynamiken der Herabsetzung‘ bezieht sich somit auf produktive wie destruktive Potentiale von Invektivität. In konkreten historischen Situationen lässt sich die Verknüpfung bzw. die enge Aufeinanderfolge beider Dimensionen beobachten: Die gleichen Invektiven, die zunächst eine subvertierende Funktion haben, dienen nach der Durchsetzung einer neuen Ordnung zu deren Stabilisierung. So befeuerten Invektiven etwa die reformatorische Bewegung im 16. Jahrhundert, ebenso den Aufstieg des Nationalsozialismus – wurden aber zugleich in beiden Fällen zu einer zentralen Signatur des etablierten Protestantismus bzw. Nationalsozialismus.

Die Ursachen und Anlässe von Invektiven, ihre sozialen Einbettungen und größeren Konfliktszenarien lassen sich daher nicht restlos mit Analysekategorien erfassen, die ein derart situatives Geschehen auf bloße Funktionserfüllung zurückführen. Gleichwohl ist die Frage nach den Funktionen von Invektivität, solange sie ihre konstitutive Performativität nicht dementiert, für die Erforschung von Invektivität elementar; sie erlaubt es, mikroanalytische Perspektiven auf die Interaktionsdynamiken und die kulturellen Formen des Invektiven in Beziehung zu setzen zu übergreifenden, in Akten und Äußerungen selbst oft latent bleibenden gesellschaftlichen Strukturen und historischen Prozessen. Entsprechend ist die Frage nach Funktionen nicht im Sinne eines Funktionalismus zu verstehen, der das invektive Geschehen restlos auf ihm äußerliche, in der Analyse vorausgesetzte Strukturzusammenhänge zurückführt, sondern im Sinne einer funktionalen Analyse der immanenten Wirkungsweisen, historisch-gesellschaftlichen Bezugskontexte und strukturierenden Effekte von Invektivität.

Ein naheliegender Ausgangspunkt ist es, invektive Kommunikationen in Hinblick auf ihre sozial exkludierenden oder inkludierenden Wirkungen hin zu beschreiben. So wird – etwa im Kontext der Hassreden-Debatte – ihre Funktion in den Mittelpunkt gestellt, Personen, vor allem aber auch ganze Gruppen, soziale Milieus, Ethnien oder Nationen herabzuwürdigen, zu beschämen, zu marginalisieren und auszugrenzen. Seltener beachtet wird ihre integrative Kehrseite: Die invektive Exklusion der Anderen bewirkt eine Inklusion der Invektierenden, die sich als Person wie als Referenzgruppe kommunikativ aufwerten. Diese sozial inkludierenden Aspekte sind insbesondere in den Forschungen zu Peergroups herausgearbeitet worden, also auf der Ebene konkreter Interaktionen und Gruppenprozesse (vgl. Wolf 2008). In kleineren und größeren Gruppen können Lästerungen und Schmähungen ebenso dem Ausfechten sozialer Positionskämpfe einzelner Mitglieder dienen wie der Schaffung eines Zusammenhalts der Gruppe insgesamt. Dabei führen invektive Akte nicht allein zur Konstitution und zur Schließung einer Wir-Gruppe, sie entfalten auch – in gleichsam kultivierter, aber dabei immer auch prekär bleibender Form – innerhalb von WirGruppen verbindende Effekte: Diese vergemeinschaftende Funktionen von Schmähungen zeigen sich ebenso in den ritualisierten Schmähreden des Humanismus wie im zeitgenössischen Battle Rap: Die Inklusion der Wir-Gruppe kann invektive Kommunikation untereinander einschließen, um gegenseitige ‚Satisfaktionsfähigkeit‘ zu demonstrieren. Insofern können Invektiven im Extremfall sogar eine Form der Anerkennung darstellen. Andererseits bleibt verbale Aggression aber auch bei dieser integrativen Funktion des Schmähens latent präsent, ja sie wird insofern vorausgesetzt, als gerade die Dispensierung der normalen Gewaltreflexe den befriedeten Binnenraum der Gruppe markiert. Sie kann deshalb auch zu Kippphänomenen führen. Die konstitutive Ambivalenz der Aggressivität verweist insofern auf die Unberechenbarkeit des Invektiven.

Im Schnittpunkt von gesellschaftlichen Praktiken und Diskursen kann das Invektive auch auf der Ebene größerer und nicht auf Anwesenheitskommunikationen konvergierender Gruppen gemeinschaftsbildend wirken, so in sozialen Milieus, Nationen, sozialen Bewegungen oder Netzwerken, die im Medium des Invektiven jenseits abstrakter Zugehörigkeiten den Affekt gemeinschaftlicher Zusammengehörigkeit pflegen können. Das gilt etwa für die – tatsächliche oder imaginierte – Mehrheit einer Bevölkerung, die als Schmähgemeinschaft gegenüber den Fremden, den Ausländern, den Flüchtlingen oder dem Islam gleichsam ‚zu sich selbst‘ findet (vgl. Hogan/Haltinner 2015). Das gilt ebenso für Menschen, die sich als Opfer von Schmähungen kollektiv herabgewürdigt fühlen und gemeinsame Handlungsimpulse entwickeln. Dass sich derart konstituierte ‚Opfer‘-Gemeinschaften und die zuvor beschriebenen Schmähgemeinschaften aber gerade nicht zwangsläufig ausschließen müssen, sondern beide einander verstärken können, zeigt erneut Pegida. Es gibt freilich auch Gruppen, die zwar Ziel von Invektiven werden, sich aber nicht als Gemeinschaften konstituieren können, weil sie, wie etwa ‚die‘ Frauen, übergeneralisiert sind oder wie ‚die‘ Fremden ausschließlich relational bestimmbar sind.

Über die sozialen Funktionen von Invektivität hinausgehend lassen sich weiterhin Bezüge zu den gesellschaftlichen Funktionsfeldern herstellen, aus denen das Invektive seine affektiven Energien speist. Im politischen Feld lässt sich etwa die Nutzung invektiver Aktionspotentiale in hegemonialen Kämpfen beobachten, insbesondere solchen um Sicht- und Vernehmbarkeit sowie legitime Sprecherpositionen. Die Frage nach den politischen Funktionen von Invektivität hat dabei das Potential, auch solche Handlungsmuster und Interaktionsdynamiken sichtbar zu machen, die konträr zu den etablierten wissenschaftlichen Fremd-, aber auch den Selbstbeschreibungen der politischen Akteure liegen, die gemeinhin den rationalen Interessensausgleich und die institutionalisierten Verfahrensregeln betonen.

Bezogen auf das Feld des Ökonomischen können invektive Akte und Äußerungsformen in Auseinandersetzungen um Ressourcen, Märkte und Verteilungsschlüssel eingesetzt werden. Auch hier liegt das Potential der Konstellationsanalytik darin, solche ökonomischen Konfliktaustragungsweisen sichtbar zu machen, die den Vorstellungen des rational handelnden Akteurs und der durch das Marktkalkül moderierten Interessensverfolgung zuwiderlaufen oder doch zumindest von ihnen konstitutiv ausgeblendet werden müssen.

Auf dem Feld des Religiösen – oder allgemeiner des Weltanschaulich-Ideologischen – können invektive Akte zur Durchsetzung absoluter Wahrheitsansprüche genutzt werden. Eine Stabilisierung der Glaubensgemeinschaft erfolgt dabei ganz zentral durch die Herabwürdigung von „Ungläubigen“ oder „Ketzern“, „Abweichlern“ oder „Klassenfeinden“ (vgl. Piltz/Schwerhoff 2015).

Im Feld des Rechts können Invektiven etwa dann bestimmte Funktionen erfüllen, wenn sie im Kontext von Normierungsversuchen des legitimerweise Sagbaren verwendet werden, wenn also mit ihrer Hilfe gleichsam im Vorfeld geregelter Verfahren der Normsetzung oder auch -auslegung Thematisierbarkeitsgrenzen gesetzt werden, die rechtliche Konsequenzen haben, ohne selbst Rechtsform zu besitzen.

Neben den Funktionen, die Invektivität in Inklusions- und Exklusionsprozessen und in gesellschaftlichen Funktionsfeldern erfüllen kann, hat sie weiterhin das Potential, den Konfliktcharakter sozialer Ordnung selbst reflexiv werden zu lassen. Dies ist der Fall, wenn das Invektive selbst zum Thema invektiv geladener Kommunikation und damit zum Einsatz in Konflikten oder zum Gegenstand der Regulierung wird. Auch hier kann von Funktionen des Invektiven gesprochen werden: Einerseits stellt es eine der Voraussetzungen sowohl für ein Akteuren verfügbares und kulturell tradiertes ‚Invektivwissen‘ dar (wie es etwa in den rhetorischen Formenkatalogen sedimentiert ist). Andererseits (und darauf aufbauend) birgt es das Potential, den normativen Charakter gemeinhin als selbstverständlich hingenommener Rollen- und Verhaltensmuster zu identifizieren, um sie so unterlaufen zu können. Das Thematisch-Werden des Invektiven in invektiven Kommunikationen kann beispielsweise dadurch geschehen, dass die Behauptung, herabgewürdigt worden zu sein, als strategische Ressource eingesetzt wird; dass identitätspolitische Positionierungen auf mögliche Effekte von invektivem Handeln Bezug nehmen; oder dass sprachlichen Ausdrücken in sprachkritischer Absicht invektive Bedeutungsaspekte zugeschrieben werden. Wir schlagen vor, solche Formen der Thematisierung des Invektiven begrifflich als ‚metainvektiv‘ zu fassen.

Metainvektive Kommunikation kann als eine eigene, herausgehobene Art der Kommunikation mit einer eigenen Funktionalität betrachtet werden: Indem das Invektive selbst explizit thematisiert wird, kann es zum Anlass von Reflexion und Debatte und damit auch zum Gegenstand situativer, institutionalisierter oder im gesellschaftlichen Normengefüge kodifizierter Regelungen werden. Metainvektive Äußerungen haben aber auch selbst invektives Potential: Die strategische Behauptung etwa, beleidigt worden zu sein, drängt das Gegenüber in die Rolle des Täters; die identitätspolitische Positionierung impliziert eine Privilegierung auf Kosten anderer aufgrund eines körperlichen Merkmals (z.B. „Weißsein“); die sprachkritische Invektivzuschreibung hat das Potential, zum Beispiel alle als Sexisten erscheinen zu lassen, die das mit invektiven Vorannahmen imprägnierte Wort „Fräulein“ verwenden. Die mit dem Begriff des Metainvektiven theoretisierten Phänomene sind also keine bloßen Reflexionen auf Invektivität, sondern gehören dem Phänomenbereich des Invektiven selbst an. Ihr invektives Potential speist sich aus dem deklarativen Charakter der Äußerungen. Dies soll freilich nicht heißen, dass nicht auch wissenschaftliche oder sprachphilosophische Arbeiten zum Phänomenbereich des Metainvektiven zählen können, insofern sie dominant als deklarativ rezipiert werden, wie dies bei den Arbeiten von Lann Hornscheidt teilweise geschieht. Das mit dem Begriff des Metainvektiven verbundene Erkenntnisinteresse zielt somit auf die historischen Effekte und Funktionen, die eine explizite Thematisierung des Invektiven in invektiven Kommunikationsprozessen hat.

4.3 Formensprachen von Invektivität

Komplementär zu den funktional interessierten Forschungsperspektiven müssen auch historisch und kulturell variierende Formensprachen einbezogen und als Realisierungs- und Aktualisierungsweisen von Invektivität untersucht werden (vgl. Desmons/Paveau 2008). Selbst regellos erscheinende invektive Praktiken entfalten sich stets vor dem Hintergrund formaler Konventionen von Herabwürdigung, Spott und Beschämung, wie sie etwa in den etablierten Rhetoriken und in literarischen, theatralen oder künstlerischen Gattungen gefasst werden. Sie prägen invektive Praxis, ihren semantischen Gehalt und ihre affektive Aufladung nachhaltig.

Rhetorische, literarische und theatrale Gattungen können als Formenarchiv von Invektivität fungieren, weil sie in ihren Mustern spezifische Modalitäten der Herabsetzung oder Schmähung inkludieren. Daneben dienen die klassischen Gattungen auch der Regulation des Invektiven, da sie bestimmte Formen vorgeben, die als selbstverständliche Grenzen einer möglichen Proliferation oder Eskalation invektiver Kommunikation wirken. In jedem Fall realisieren sich Invektiven immer vor dem Hintergrund eines Formen- und Bildgedächtnisses, das manchmal unmittelbar zitiert wird, manchmal aber auch nur mittelbar und weitgehend unreflektiert aktuelles InvektivGeschehen prägt.

Im Rekurs auf literarisch und rhetorisch geprägte Gattungen haben sich so für das Invektive spezifische Formen ausgeprägt, die als besondere Text- bzw. Inszenierungstypen markiert werden können. Zu diesen Gattungen zählen unterschiedliche Formen der Rede, wie etwa die Philippika oder invectiva oratio (vgl. Helmrath 2010), die mittels herabsetzender Zuschreibungen wie z.B. Unbeherrschtheit oder Geiz operieren. Relevant für invektive Formensprachen ist darüber hinaus die Satire, die als eigene Gattung (menippeische Satire) in historisch wie kulturell unterschiedlichen Ausprägungen wie auch als Sprech- oder Schreibweise in anderen Gattungen (etwa in Dialog, Komödie, Gedicht, Roman) auftreten kann und mit dem Mittel der Übertreibung einen negativ bewerteten Sachverhalt einem angenommenen Ideal gegenüberstellt und so dem Spott preisgibt (vgl. Meyer-Sickendiek 2007).

Insbesondere seit der Reformation spielt auch die vorwiegend in Flugblättern und Flugschriften verbreitete Bildsatire eine große Rolle, in der Personen, die an den reformatorischen Auseinandersetzungen teilnahmen oder im Zentrum der Kritik standen, als Esel, Katzen, Drachen, Ungeheuer, Antichristen, Teufelsfigurationen und Instrumente des Teufels etc. abgebildet wurden, wobei Bildsatiren und Karikaturen nahtlos ineinander übergehen können. Aus solchen Flugschriften und Flugblättern entstanden in den sich im 18. Jahrhundert durchsetzenden Zeitschriften satirische Schreibweisen, die im 20. Jahrhundert eigene Formate („Simplicissimus“, „Die Fackel“, „Kladderadatsch“, „pardon“, „Titanic“) hervorbrachten.

Form erlangen invektive Sprechakte darüber hinaus in den zu den Sprachgebrauchsmustern zu rechnenden Kleinstformen wie Sprich- und Schimpfwörtern, aber auch in Wortspielen und Verballhornungen, die zwischen der Alltagssprache und ästhetischen Formen oszillieren. Insbesondere letztere scheinen bei Medienwechseln und den erweiterten Beteiligungsmöglichkeiten neuer Medien (Flugblätter und Flugschriften; Blogs und soziale Netzwerke) von erheblicher Bedeutung zu sein, insofern sie aufgrund ihrer Mischung aus Witz und formaler Anspruchslosigkeit besondere kommunikative Anschlussfähigkeit ermöglichen.

Insgesamt lässt sich vermuten, dass bestimmte Medien spezifische invektiv imprägnierte Formate ausbilden, wie etwa die kompetitiven Fernsehshowformate, deren dramaturgisches Konzept nicht primär darauf beruht, einen Sieger zu küren („Talent“- und Schönheitswettbewerbe wie „American Idol“), sondern darauf, die beteiligten Akteure dem voyeuristischen Blickregime öffentlicher Herabsetzungs- und Beschämungslust auszusetzen (z.B. „Dschungelcamp“ oder „Promi Big Brother“). Die differenten medialen Dispositive etwa der bildenden Kunst, des Theaters oder des Fernsehens ermöglichen unterschiedliche, sich immer wieder aber auch transmedial hybridisierende Ausprägungen invektiver Kommunikation. Entscheidende Parameter, die es analytisch zu erfassen gilt, resultieren aus den unterschiedlichen medialen Arrangements von Textualität, Visualität, Auditivität, Korporalität und den damit verbundenen raumzeitlichen Registern. So sind die Beschämungspotenziale und Feedbackschleifen zwischen den Positionen der invektiven Triade im Theater möglicherweise von anderer Qualität als bei einer skandalisierten Buchveröffentlichung. Ein wichtiger Faktor der kommunikativen Dynamik besteht demnach darin, welche der Elemente der invektiven Triade in einem Raum kopräsent sind und welche nicht, was nicht nur direkte Folgen hinsichtlich der Wahrnehmungs- und Verhaltensmodi des Publikums haben kann, sondern auch mittelfristig die Resonanzfähigkeit einer invektiven Adressierung bestimmt. Durch die jeweiligen Medien, die variierende Skalierungen von Nähe und Distanz bedingen, wird ein unterschiedlich ausgeprägtes Gefälle zwischen dem Ausgestelltsein der Beobachteten und der Präsenz oder Entzogenheit der Beobachter generiert.

Angesichts der zahlreichen invektiven Formen und Gattungen ist zu fragen, in welcher Weise sie sich hinsichtlich ihrer Gerichtetheit und ihrer Referenzobjekte (Personen oder Gegenstände), ihrer Aggressivität sowie der gewählten Aspekte der Herabsetzung (komische, verlachende, demütigende oder sozial vernichtende Akte) unterscheiden und in welcher Weise sie mit der jeweiligen Streit- und Konfliktkultur vermittelt sind (vgl. Schöne 1986). Deutlich über die bekannten „strukturierten literarischen Formen“ (Koster 1980, 39) hinausgehend ist somit zu untersuchen, in welchen (bild-)sprachlichen bzw. rhetorischperformativen Konventionen sich das Invektive in unterschiedlichen soziokulturellen und medialen Ermöglichungszusammenhängen realisiert, ob und wie mobil diese Konventionen historisch sowie über Medien- und Kulturraumgrenzen hinweg zirkulieren und wie sie invektive Praxis und deren gesellschaftliche Wirkungspotentiale beeinflussen.

Besondere Aufmerksamkeit an der Grenze zwischen Form- und Funktionsanalysen verdient zudem die ästhetische Dimension des Invektiven. Kunstwerke und Inszenierungen können auch jenseits des selbstreferentiellen Bezugssystems der Kunst zum Anlass heftiger De- und Renormalisierungskommunikationen werden (z.B. der Karikaturenstreit). Umgekehrt können symbolisch-sprachliche Praxen der Herabwürdigung zur Erhöhung ihrer Durchschlagskraft ästhetische Mechanismen der Herstellung von Anschaulichkeit und der inszenatorischen Aktivierung von Affekten nutzen (z.B. „The Apprentice“). Das Ästhetische generiert in besonderer Weise ein eigenes praktisches und explikatorisches Wissen über die Wirkungsweisen sowie die formalen und medialen Register bildlich-semantischer Evidenz. Dieses ist in doppelter Weise für die Erforschung von Invektivität relevant: Zum einen kann auf der Gegenstandsebene danach gefragt werden, inwieweit sich ästhetische Veränderungsdynamiken nahezu zwangsläufig in einem Modus des Invektiven realisieren – sei es, dass herrschende Kunstprogrammatiken aus der Herabsetzung des Neuen Beharrungskräfte zu gewinnen trachten, sei es, dass ästhetische Innovationen zumindest einen Teil ihrer Überzeugungskraft aus der Diskreditierung des Alten herleiten. Zum anderen kann auf einer Metaebene das Ästhetische selbst als eine Beobachtungs- und Gestaltungspraxis zweiter Ordnung aufgefasst werden, die fremdreferentielle Invektiven unterstützt, indem sie eine Naturalisierung von Werturteilen betreibt (z.B. antisemitische Kunst) oder aber invektiv gesättigte soziale und politische Konstellationen dadurch unterläuft, dass sie die normativen Geltungsansprüche, Begründungsnarrative und Semantiken in ihrer Kontingenz beobachtbar macht (z.B. in der Ethnocomedy, vgl. Koch 2015).

Invektivität geht in den herkömmlichen Gattungen keineswegs auf. Sie hat hier aber ein symbolisch institutionalisiertes Reservoir an Bild- und Texttypen, die in Alltagskommunikationen diffundieren. Um solche Austauschprozesse in den Blick zu nehmen, ist der Rekurs auf den Begriff der kommunikativen Gattungen produktiv. Er eignet sich dazu, ästhetische Schemata, ihre differenten Realisierungsweisen, Mischungen und alltagssprachlichen Aneignungen zu beschreiben. Gemeint sind solche kommunikativen Vorgänge, die typisch wiederkehrende Muster ausprägen, an denen sich Akteure einerseits orientieren können und von denen sie andererseits geprägt werden (Luckmann 1986; Knoblauch/Schnettler 2010). Kommunikative Gattungen bilden für bestimmte Akteure, Situationen und Funktionen ein Muster für invektive Kommunikation, nach dem wiederkehrend gehandelt werden kann. Ähnlich wie ästhetische Gattungen prägen sie zugleich Erwartungshorizonte und Erwartungserwartungen, die einen wichtigen Aspekt invektiver Praktiken und Konstellationen bilden.

Kommunikative Gattungen unterscheiden sich von ästhetischen Gattungen insofern, als letztere literarische, rhetorische, bildliche und mediale Text- und Inszenierungstypen bezeichnen, während der Begriff der kommunikativen Gattung spezifische Muster von Kommunikation zur Sicherung und Vereinfachung kommunikativer Anschlussfähigkeit erfasst. Zwischen beiden Gattungsformen existiert eine Membran, die Austauschprozesse zulässt. Es ist davon auszugehen, dass die Modi des Invektiven zu fluide, transformierbar und an unterschiedliche kommunikative Situationen anpassbar sind, als dass sie in einer Liste von Gattungen aufgehen würden. Es stellt sich von daher auch die Frage, ob in der Moderne die Relevanz ästhetischer Gattungen für die Realisierung von Invektivität gegenüber den kommunikativen Gattungen insgesamt abnimmt oder ob umgekehrt die kommunikativen Gattungen ästhetische Formen zunehmend prägen.

4.4 Historische Perspektivierung von Invektivität

Eine zentrale Aufgabe der Konstellationsanalyse ist die historische Situierung von Invektivphänomenen. Dies umfasst die Herausarbeitung von epochenspezifischen Ausprägungen wie auch das Aufzeigen epochenübergreifender Gemeinsamkeiten: Welche Arenen des Invektiven gibt es zu einer gegebenen Zeit, welche Lizenzen erteilt eine Gesellschaft welchen Funktionsträgern, um legitim und öffentlich schmähen und lästern zu dürfen? Gerichtsredner und (Hof-)Narren in der Vormoderne sowie Kabarettisten und Comedians in der Gegenwart sind z.B. Inhaber invektiver Lizenzen mit einer offenkundig sehr unterschiedlichen Autonomie und Funktionszuweisung. Aber auch anderen Rollenträgern wurde und wird das Recht auf Schmähungen und Polemiken zugestanden, den Predigern ebenso wie politischen Akteuren, für die der ritualisierte verbale Schlagabtausch gleichsam zum Geschäft gehört. Wie umfangreich ist das Repertoire invektiver Praktiken bzw. welche Äußerungsformen können potentiell als invektiv gerahmt werden? Welche medialen Voraussetzungen konstituieren spezifische epochentypische Invektivarenen und welche epochenübergreifenden bzw. distinkten Modi der Invektivkommunikation sind darin zu beobachten? Welche Markierungen sozialer Differenzierung treten zu bestimmten Zeiten besonders in den Fokus invektiver Kommunikation?

Die Analyse von epochentypischen Ausprägungen und epochenübergreifenden Gemeinsamkeiten bzw. Unterschieden ermöglicht es zu bestimmen, inwieweit bestimmte Epochen durch die jeweiligen Ausprägungen von Invektivität charakterisiert werden können. Derartige Spezifitäten sind in der Geschichtswissenschaft wiederholt thematisiert worden. So hat bereits Jacob Burckhardt das agonale Prinzip bei den Griechen als Besonderheit der Antike herausgestellt. Einen zentralen Brennpunkt derartiger Debatten in der sozial- und geschichtswissenschaftlichen Forschung stellt das Problem der Ehre dar, das bereits von den Klassikern der Soziologie behandelt wurde und seit gut zwanzig Jahren auch die geschichtswissenschaftliche Forschung beschäftigt. Mehr und mehr ist die Vorstellung eines Transformationsprozesses problematisch geworden, in dessen Verlauf die ständische Kollektivehre der Vormoderne durch das Konzept der inneren Würde in der Moderne abgelöst, die Ehre mithin funktionslos geworden sei (vgl. Burkhardt 2006). Hier ist zu prüfen, ob die Virulenz von Invektivität in der Moderne möglicherweise darauf hindeutet, dass es sich bei der Ehre keineswegs um eine vormoderne, auf die ständische Gesellschaft begrenzte Erscheinung handelt (vgl. Frevert 1991; Ludwig 2016). So stellt das formalisierte Duell in Deutschland eine vergleichsweise moderne Praxis im Übergang zur bürgerlichen Gesellschaft dar. Praktiken der Ehrzuweisung, der invektiven Ehrentziehung und des Umgangs mit Ehrkonflikten könnten in diachroner Perspektive einen differenzierten Zugang zu epochentypischen Ausprägungen von sozialer Ehre und Anerkennung eröffnen und über stereotype Wahrnehmungen von Ehre als ‚archaische Potenz‘ oder ‚anthropologische Konstante‘ hinausführen. In die gleiche Richtung deutet die überraschende Wiederkehr von Blasphemie-Diskursen in der globalisierten Moderne, während die Bewertung der Gotteslästerung im vormodernen christlichen ‚Abendland‘ sich als wesentlich ambivalenter erweist als oft angenommen. (Grenda et al. 2014; Schwerhoff 2008).

An diesen Beispielen zeigt sich, dass das Invektivitätskonzept geeignet ist, historische Großerzählungen zu überprüfen. Es fordert dazu auf, mit einer ergebnisoffenen Heuristik zu untersuchen, ob und wie die westlichen Kulturen in Geschichte und Gegenwart in spezifischer Weise von Invektiven geprägt sind. Entwickelten die westlichen Gesellschaften seit der Antike besondere Mechanismen, um mit dem Stress umzugehen, unter den sie durch Schmähungen und Lästerungen gesetzt wurden? Inwiefern gab es Toleranzspielräume für verbale Aggressionen, die Eskalationen verhinderten? Oder spielt(e) Invektivität sogar umgekehrt eine wichtige Rolle für die Integration sozialer Ordnungen? Stellt sie gar ein notwendiges katalytisches Moment für eine dynamische Gesellschaft dar? Gleichsam als starkes Gegenbild zur herkömmlichen Großerzählung ist also der Frage nachzugehen, ob die Wurzel einer modernen europäischen Streitkultur in der spezifischen Lästerungskultur der Vormoderne liegt oder ob die westliche Moderne differente Umgangsweisen mit Invektivität entwickelt hat und inwieweit das eine oder andere als eine neuartige, invektivitätstheoretisch informierte Perspektive für den Vergleich mit nichtwestlichen historischen und modernen Kulturräumen tauglich ist.

5 Schluss

Das hier vorgestellte Forschungsprogramm bildet das Fundament für eine Vergleichsheuristik, die empirische Forschungen unterschiedlichster Wissenschaftsdisziplinen zugleich anregen und zusammenführen soll. Mit Hilfe eines Geflechts von eigenen Begriffen und Definitionen, Frageperspektiven und Denkmodellen soll ein analytisches Netz geknüpft werden, das soziale Konstellationen und Dynamiken komparativ zu untersuchen erlaubt. Konstitutiv für diese Forschungsperspektive ist die Verschränkung von historischer Tiefenbohrung und systematischem Gegenwartsinteressen. Dabei kann der besondere Reiz einer Erforschung von Invektivität ebenso in der Entdeckung neuer Aspekte eines Themas liegen wie in der Möglichkeit, gut erforschte Geschichten aus ganz unterschiedlichen Kontexten aus einer neuen Warte noch einmal anders zu betrachten. Das Wissen über Invektivität leistet einen Beitrag zu einem besseren Verständnis der Gegenwart, die sich vor dem Hintergrund einer Intensivierung der Globalisierung durch eine massive Brutalisierung der Diskurse und sich verschärfende Positions- und Deutungskämpfe auszuzeichnen scheint. Durch die Reflexion der komplexen Verflechtungen von Beharrungs- und Wandlungstendenzen und die sich daran knüpfenden politischen und sozialen Asymmetrien kann unser Forschungsverbund einen Ansatzpunkt zu einer Reflexion und Kritik der Verhältnisse im 21. Jahrhundert liefern. Möglich ist dies aber nur, wenn invektive Gegenwartsphänomene vor der Vergleichsfolie vergangener Zeiten Kontur erhalten. Zugleich wird die Aufmerksamkeit künftig noch systematischer auf die kulturspezifischen Aspekte von Invektivität zu richten sein. Indem sich das Nachdenken über Invektivität kulturvergleichend weitet, könnte es einen Beitrag zu einer besseren interkulturellen Praxis leisten. Auf der Grundlage von interepochal und interkulturell vergleichenden Forschungen wäre dann eine Realisierung des eigentlichen Ziels unseres Forschungsverbundes möglich: eine integrale Theorie der Invektivität.

Literaturverzeichnis

Adloff, Frank/Jörke, Dirk (2013): Gewohnheiten, Affekte und Reflexivität. In: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 38/1, S. 21-41.

Austin, John L. (1962): How to do Things with Words. Oxford: Clarendon Press.

Beard, Mary (2014): Laughter in Ancient Rome. On Joking, Tickling and Cracking up. Berkeley u.a.: University of California Press.

Böhme, Hartmut et al. (Hgg.) (2012): Transformation. Ein Konzept zur Erforschung kulturellen Wandels. München: Wilhelm Fink Verlag.

Bonacker, Thorsten (Hg.) (2008): Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien. Wiesbaden: Springer.

Butler, Judith (2006): Hass spricht. Zur Politik des Performativen, Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Bührmann, Andrea/Schneider, Werner (2008): Vom Diskurs zum Dispositiv. Eine Einführung in die Dispositivanalyse. Bielefeld: Transcript.

Burkhart, Dagmar (2006): Eine Geschichte der Ehre, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Conley, Thomas (2010): Toward a Rhetoric of Insult. Chicago: University of Chicago Press.

Corbeill, Anthony (1996): Controlling Laughter. Political Humor in the Late Roman Republic. Princeton: Princeton University Press.

Coser, Lewis A. (1964): The Functions of Social Conflict. New York: Simon and Schuster.

Czech, Philip (2010): Der Kaiser ist ein Lump und Spitzbube. Majestätsbeleidigung unter Kaiser Franz Joseph. Wien: Böhlau Verlag.

Dahrendorf, Ralf (1956): Class and Conflict in industrial Society. Stanford, CA: Stanford University Press.

Deppermann, Arnulf (2005): Glaubwürdigkeit im Konflikt. Rhetorische Techniken in Streitgesprächen. Prozessanalysen von Schlichtungsgesprächen. Radolfzell: Verlag für Gesprächsforschung.

Deppermann, Arnulf (2008): Gespräche analysieren. Eine Einführung. 4. Aufl. Wiesbaden: Springer.

Desmons, Eric/Paveau, Marie-Anne (Hgg.) (2008): Outrages, insultes, blasphèmes et injures. Violences du langage et polices du discours. Paris: L´Harmattan.

Durkheim, Émile (1998): Die elementaren Formen des religiösen Lebens. 1. Aufl. [Nachdr.], Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Dürscheid, Christa (2003): Medienkommunikation im Kontinuum von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Theoretische und empirische Probleme. In: Zeitschrift für angewandte Linguistik, Nr. 38. S. 37-56.

Eder, Klaus (1994): Das Paradox der „Kultur“. Jenseits einer Konsensustheorie der Kultur. In: Paragrana. Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie 3/1, S. 148-173.

Eder, Klaus (1998): Polemogene und irenogene Folgen interkultureller Kommunikation – Überlegungen zu einer Politik der Begegnung in Europa. In: Dobie, Pascal/Wulf, Christoph (Hgg.): Vom Verstehen des Nichtverstehens. Ethnosoziologie interkultureller Begegnungen. Frankfurt/M.: Campus Verlag, S. 76-84.

Edlinger, Thomas (2015): Der wunde Punkt. Vom Unbehagen an der Kritik. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Ellerbrock, Dagmar/Sylvia Kesper-Biermann (Hgg.) (2015): Between Passion and Senses? Perspectives on Emotions and Law. In: InterDisciplines. Journal of History and Sociology, Vol 6, No 2: http://www.interdisciplines.org/index.php/indi/article/-view/146/120 (5.9.2017).

Eming, Jutta/Claudia Jarzebowski (Hgg.) (2008): Blutige Worte. Internationales Kolloquium zum Verhältnis von Sprache und Gewalt in Mittelalter und Früher Neuzeit. Göttingen: V&R.

Erdl, Marc Fabian (2015): Die Legende von der Politischen Korrektheit. Zur Erfolgsgeschichte eines importierten Mythos. Bielefeld: Transcript.

Eribon, Didier (2009): Retour à Reims. Paris: Fayard.

Fischer-Lichte, Erika (2005): Diskurse des Theatralen. In:

Dies./Horn, Christian/Umathum, Sandra et al. (Hgg.): Diskurse des Theatralen. Tübingen u.a.: Franke Verlag, S. 11-34.

Fischer-Lichte, Erika (2012): Performativität. Eine Einführung. Bielefeld: Transcript.

Freist, Dagmar (2015): Historische Praxeologie als Mikro-Historie. In: Arndt Brendecke (Hg.): Praktiken der Frühen Neuzeit. Akteure – Handlungen – Artefakte. Köln: Böhlau Verlag, S. 61-77.

Frevert, Ute (1991): Ehrenmänner. Das Duell in der bürgerlichen Gesellschaft. München: C.H. Beck.

Frevert, Ute (2015): Shame and Humiliation. In: History of Emotions – Insights into Research October 2015: https://www.history-of-emotions.mpg.de/en/texte/ shame-and-humiliation (21.12.1016).

Frevert, Ute (2017): Die Politik der Demütigung. Schauplätze von Macht und Ohnmacht. Frankfurt/M.: S. Fischer.

Garfinkel, Harold (1967): Studies in Ethnomethodology. New York: Wiley.

Gauger, Hans-Martin (2012): Das Feuchte und das Schmutzige. Kleine Linguistik der vulgären Sprache. München: C.H. Beck.

Gehring, Petra (2007): Über die Körperkraft von Sprache. In: Herrmann, Steffen K./Krämer, Sybille/Kuch, Hannes (Hgg.): Verletzende Worte. Die Grammatik sprachlicher Missachtung. Bielefeld: Transcript, S. 211-228.

Goetsch, Paul (1985): Fingierte Mündlichkeit in der Erzählkunst entwickelter Schriftkulturen. In: Poetica. Zeitschrift für Sprache und Literaturwissenschaft, 17, S. 202-218.

Goffman, Erving (2005): Interaction Ritual. Essays in face-to-face Behaviour. New York: Aldine Transaction.

Goffman, Erving (2009): Interaktion im öffentlichen Raum. Frankfurt/New York: Campus Verlag.

Graumann, Carl-Friedrich (1998): Verbal Discrimination. A Neglected Chapter in the Social Psychology of Aggression. In: Journal for the Theory of Social Behaviour, 28, S. 41-61.

Gregg, Melissa/Seigworth, Gregory J. (2010): The Affect Theory Reader. Durham: Duke University Press.

Grenda, Christopher S. et al. (2014) (Hgg.): Profane. Sacrilegious Expression in a Multicultural Age. Berkeley: University of California Press.

Gudehus, Christian/Christ, Michaela (Hgg.) (2013): Gewalt. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart/ Weimar: J. B. Metzler.

Habermas, Jürgen (1981): Theorie des kommunikativen Handelns. Bd. 1. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Hark, Sabine/Villa, Paula-Irene (Hgg.) (2015): Anti-Genderismus. Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen. Bielefeld: Transcript.

Helmrath, Johannes (2010): Streitkultur. Die „Invektive“ bei den italienischen Humanisten. In: Laureys, Marc/ Simon, Roswitha (Hgg.): Die Kunst des Streitens. Inszenierung, Formen und Funktionen öffentlichen Streits in historischer Perspektive. Göttingen: V&R, S. 259-294.

Herrmann, Steffen K./Krämer, Sybille/Kuch, Hannes (Hgg.) (2007): Verletzende Worte. Die Grammatik sprachlicher Missachtung. Bielefeld: Transcript.

Hirschi, Caspar (2005): Wettkampf der Nationen. Konstruktionen einer deutschen Ehrgemeinschaft an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Göttingen: Wallstein Verlag.

Hogan, Jackie/Haltinner, Kristin (2015): Floods, Invaders, and Parasites. Immigration Threat Narratives and Right-Wing Populism in the USA, UK and Australia. In: Journal of Intercultural Studies 36: http:// bradley.edu/dotAsset/a0ae81bc-b6b8-43e6-a3829ac3cf5c2461.pdf (21.12.2016).

Hornscheidt, Lann (Hg.) (2011): Schimpfwörter – Beschimpfungen – Pejorisierungen. Wie in Sprache Macht und Identitäten verhandelt werden. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Jacquet, Jennifer (2015): Is Shame Necessary? New Uses for an Old Tool. New York City: Pantheon.

Kanzler, Katja/Scharlaj, Marina (2017): Between Glamorous Patriotism and Reality-TV Aesthetics.

Political Communication, Popular Culture, and the Invective Turn in Trump‘s United States and Putin‘s Russia. In: Zeitschrift für Slawistik 62.2: 1-23.

Kallmeyer, Werner (1979): Kritische Momente. Zur Konversationsanalyse von Interaktionsstörungen. In: Wolfgang Frier/Gerd Labroisse (Hgg.): Grundfragen der Textwissenschaft. Linguistische und literaturwissenschaftliche Aspekte. Amsterdam: Edition Rodopi, S. 59-109.

Knoblauch, Hubert/Bernt Schnettler (2010): Sozialwissenschaftliche Gattungsforschung. In: Zymner, Rüdiger (Hg.): Handbuch Gattungstheorie. Stuttgart: J. B. Metzler, S. 291-294.

Koch, Lars (2013) (Hg.): Angst. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart: J. B. Metzler.

Koch, Lars (2015): Die Ethno-Comedy – Lachen an den Rändern der ‚Leitkultur‘. In: Neuhaus, Stefan (Hg.): Das Komische in der Kultur. Frankfurt/M./New York: Tectum, S. 465-481.

Koch, Lars (2017): ‚Eyy Du kommst hir net rein’ – Repräsentation, Reflexion und Aneignung von Invektivität im deutsch-türkischen Kino. In: Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur, im Erscheinen.

Koch, Lars/Nanz, Tobias (2014): Ästhetische Experimente. Zur Ereignishaftigkeit und Funktion von Störungen in den Künsten. In: Habscheid, Stephan/Koch, Lars (Hgg.): Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 173, S. 94-115.

Köhler, Sigrid et al. (Hgg.) (2017): Recht Fühlen. München: Fink.

Köpping, Klaus-Peter/Rao, Ursula (Hgg.) (2000): Im Rausch des Rituals. Gestaltung und Transformation der Wirklichkeit in körperlicher Performanz. Hamburg/ London: LIT Verlag.

Koster, Severin (1980): Die Invektive in der griechischen und römischen Literatur. Meisenheim am Glan: A. Hain.

Krämer, Sybille/Koch, Elke (Hgg.) (2010): Gewalt in der Sprache. Rhetoriken verletzenden Sprechens. Berlin u.a.: De Gruyter.

Krämer, Sybille/Stahlhut, Marco (2001): Das „Performative“ als Thema der Sprach- und Kulturphilosophie. In: Erika Fischer-Lichte/Wulf, Christoph (Hgg.): Theorien des Performativen. Paragrana.

Internationale Zeitschrift für Historische Antropologie. 10/1. Berlin: Akademie Verlag, 35-64.

Krüger, Reinhard (2016): Der Stinkefinger. Kleine Geschichte einer wirkungsvollen Geste. Berlin: Kiepenheuer&Witsch.

Landweer, Hilge (1999): Scham und Macht. Phänomenologische Untersuchungen zur Sozialität eines Gefühls. Tübingen: Perlentaucher.

Laureys, Marc/Simon, Roswitha (2010) (Hgg.): Die Kunst des Streitens. Inszenierung, Formen und Funktionen öffentlichen Streits in historischer Perspektive. Göttingen: V&R.

Lehmann, Johannes (2012): Im Abgrund der Wut. Zur Kultur und Literaturgeschichte des Zorns. Freiburg i. Br.: Rombach Verlag.

Lindekilde, Lasse et al. (2009): The Muhammad Cartoons Controversy in Comparative Perspective. In: Ethnicities, 9, S. 291-313.

Lobenstein-Reichmann, Anja (2013): Sprachliche Ausgrenzung im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit. Berlin: De Gruyter.

Luckmann, Thomas (1986): Grundformen der gesellschaftlichen Vermittlung des Wissens. Kommunikative Gattungen. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 27, S. 191-211.

Ludwig, Ulrike (2016): Das Duell im Alten Reich. Transformationen und Variationen frühneuzeitlicher Ehrkonflikte. Berlin: Duncker&Humblot.

Luhmann, Niklas (1984): Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Martuschkat, Jürgen/Steffen Patzold (2003) (Hgg.): Geschichtswissenschaft und „Performative Turn“. Ritual, Inszenierung und Performanz vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Köln: Böhlau.

Massumi, Brian (2007): Parables for the Virtual. Movement, Affect, Sensation, 4. Aufl., Durham: Duke University Press.

Matsuda, Mari J. et al. (Hgg.) (1993): Words That Wound. Critical Race Theory, Assaultive Speech, and the First Amendment. Boulder: Westview Press.

Melville, Gert/Rehberg, Karl Siegbert (Hgg.) (2012): Dimensionen institutioneller Macht. Fallstudien von der Antike bis zur Gegenwart. Köln: Böhlau.

Meyer-Sickendiek, Burkhard (2007): Satire. In: Ueding, Gert (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. Tübingen: De Gruyter, S. 447-469.

Moïse, Claudine et al. (Hgg.) (2008): La violence verbale, Bd. 1: Espaces politiques et médiatiques, Bd. 2: Des perspectives historiques aux expériences éducatives. Paris: L`Harmattan.

Mouffe, Chantal (2013): Hegemony, Radical Democracy, and the Political. New York: Routledge.

Mouffe, Chantal (2014): Agonistik. Die Welt politisch denken. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Müller-Mall, Sabine (2012): Performative Rechtserzeugung. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft.

Neu, Jerome (2008): Sticks and Stones. The Philosophy of Insults. Oxford: Oxford University Press.

Nullmeier, Frank (2000): Politische Theorie des Sozialstaats. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Nussbaum, Martha Craven (2013): Political Emotions. Why Love matters for Justice. Cambridge: Cambridge University Press.

Piltz, Eric/Schwerhoff, Gerd (Hgg.) (2015): Gottlosigkeit und Eigensinn. Religiöse Devianz im konfessionellen Zeitalter. Berlin: Duncker&Humblot.

Popitz, Heinrich (2006): Soziale Normen. Frankfurt/M: Suhrkamp.

Prinz, Jesse J. (2007): The emotional construction of morals. Oxford: Oxford University Press.

Reckwitz, Andreas (2003): Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken. Eine sozialtheoretische Perspektive. In: Zeitschrift für Soziologie 32/4, S. 282-301.

Reckwitz, Andreas (2015): Praktiken und ihre Affekte. In: Mittelweg 36/24 (1/2), S. 27–45.

Reddy, William M. (2001): The Navigation of Feeling. A Framework for the History of Emotions. Cambridge: Cambridge University Press.

Rehberg, Karl-Siegbert (2014): Symbolische Ordnungen. Beiträge zu einer soziologischen Theorie der Institutionen. Baden-Baden: Nomos.

Rehberg, Karl-Siegbert/Kunze, Franziska/Schlinzig, Tino (Hgg.) (2016): PEGIDA – Rechtspopulismus zwischen Fremdenangst und „Wende“-Enttäuschung? Analysen im Überblick. Bielefeld: Transcript.

Ronson, Jon (2015): So You’ve Been Publicly Shamed. London: Picador.

Rosenwein, Barbara H. (2006): Emotional Communities in the early Middle Ages. New York: Ithaca.

Rosenwein, Barbara H. (2010): Problems and Methods in the History of Emotions. In: Passion in Context. International Journal for the History and Theory of Emotions 1/1, S. 1-33.

Salmela, Mikko (2014): The Functions of Collective Emotions in Social Groups. In: Konzelmann Ziv, Anita/Schmid, Hans Bernhard (Hgg.): Institutions, Emotions, and Group Agents. Contributions to Social Ontology. Dordrecht: Springer, S. 159-176.

Scharloth, Joachim (2011): 1968. Eine Kommunikationsgeschichte. Paderborn: Wilhelm Fink.

Schlögl, Rudolf (2014): Anwesende und Abwesende. Grundriss für eine Gesellschaftsgeschichte der Frühen Neuzeit. Konstanz: Konstanz University Press.

Schmidt, Robert (2012): Soziologie der Praktiken. Konzeptionelle Studien und empirische Analysen. Berlin: Suhrkamp.

Schnell, Rüdiger (2015): Haben Gefühle eine Geschichte? 2. Bd., Göttingen: V&R.

Schöne, Albrecht (Hg.) (1986): Formen und Formgeschichte des Streitens. Der Literaturstreit, Bd. 2. Tübingen: De Gruyter.

Schüttpelz, Erhard (2006): Die medienanthropologische Kehre der Kulturtechniken. In: Engell, Lorenz/Siegert, Bernhard/Vogl, Joseph (Hgg.): Archiv für Mediengeschichte, Nr. 6., S. 87-110.

Schwerhoff, Gerd (2008): Horror Crime or Bad Habit? Blasphemy in Premodern Europe, 1200–1650. In: Journal of Religious History 32 (2008), S. 398-408.

Schwerhoff, Gerd (2017): Radicalism and Invectivity. ‘Hate speech’ in the German Reformation. In: Bridget Heal/ Anorthe Cremers (Hgg.): Radicalism and Dissent in the World of Protestant Reform. Göttingen: V&R, S.36-52

Senge, Konstanze/Schützeichel, Rainer (Hgg.) (2013): Hauptwerke der Emotionssoziologie. Wiesbaden: Springer.

Simmel, Georg (1992): Der Streit. In: Ders.: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung. Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 284-382.

Speitkamp, Winfried (2010): Ohrfeige, Duell und Ehrenmord. Eine Geschichte der Ehre. Stuttgart: Perlentaucher.

Spiegel, Carmen (1995): Streit. Eine linguistische Untersuchung verbaler Interaktionen in alltäglichen Zusammenhängen. Tübingen: Verlag für Gesprächsforschung, S. 233-270.

Stearns, Peter N./Stearns, Carol Z. (1985): Emotionology. Clarifying the History of Emotions and Emotional Standards. In: The American historical review 90/4, S. 813.

Stenzel, Jürgen (1986): Rhetorischer Manichäismus Vorschläge zu einer Theorie der Polemik. In: Worstbrock, Franz Josef/Koopmann, Helmut (Hgg.): Formen und Formgeschichte des Streitens. Der Literaturstreit. Tübingen: De Gruyter, S. 3-11.

Sue, Derald Wing (2010): Microaggressions in Everyday Life. Race, Gender, and Sexual Orientation. New Jersey: Wiley.

Tuschling, Anna (2009): Klatsch im Chat. Freuds Theorie des Dritten im Zeitalter elektronischer Kommunikation. Bielefeld: Transcript.

von Trotha, Trutz (1997): Zur Soziologie der Gewalt. In: Ders. (Hg.): Soziologie der Gewalt. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 9-55.

Walgenbach, Katharina (2012): Intersektionalität – eine Einführung: http://portal-intersektionalitaet. de/uploads/media/Walgenbach-Einfuehrung.pdf (21.12.2016).

Winker, Gabriele/Degeler, Nina (2010): Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. Bielefeld: Transcript.

Wirth, Uwe (Hg.) (2002): Performanz zwischen Sprachphilosophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Wolf, Sun (2008): Peer Groups. Expanding Our Study of Small Group Communication. Thousand Oaks: Sage.

Wouters, Cas (1999): Informalisierung. Norbert Elias‘ Zivilisationstheorie und Zivilisationsprozesse im 20. Jahrhundert. Opladen: Westdeutscher Verlag.


Fußnoten

1 Dieser Text stellt die konzeptionelle Arbeitsgrundlage des im Juli 2017 an der TU Dresden gestarteten Sonderforschungsbereichs 1285 Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung vor. In das Papier gingen auch Überlegungen und Anregungen der übrigen Antragstellenden ein, namentlich von Anja Besand, Uwe Israel, Martin Jehne, Alexander Kästner, Katja Kanzler, Matthias Klinghardt, Jürgen Müller, Dennis Pausch, Tanja Prokić, Marina Scharlaj und Elisabeth Tiller. 2 Eine Vielzahl von aktuellen wie historischen Beispielen ist zu finden bei Frevert (2017), die allerdings mit der öffentlichen Beschämung bzw. Demütigung einen anderen konzeptuellen Zugang wählt als wir. 3 Diese Bestimmung, die den Prozesscharakter von Kommunikation betont, steht in gewisser Nähe zu Luhmanns generalistischer Definition als Einheit von Mitteilung, Information und Verstehen. Vgl. Luhmann 1984.