Portraits: Dr. Dr. Ulrich van Loyen
Unsere Reihe Portraits zeigt Facetten der Kulturwissenschaften in ihren Personen und Institutionen. Kulturwissenschaftler*innen stellen pointiert sich und ihre Sicht auf die Kulturwissenschaften vor.
Name: Ulrich van Loyen
Anbindung: Universität Siegen und Universität Bern
Fach/Disziplin: Medienwissenschaft bzw. Sozialanthropologie
1. Was sind Ihre kulturwissenschaftlichen Interessensgebiete?
Literatur und Ethnologie; Darstellungen des Unsichtbaren im Film; Religion als Mediologie; Verhältnis von alten (personalen) zu neuen (technischen) Medien; Anthropologie des mediterranen Raums – auch und gerade, wenn er diesen Raum transzendiert; Patron-Klient-Beziehungen
2. Was verstehen Sie unter Kulturwissenschaften?
Kulturwissenschaften, wie ich sie verstehen möchte, befassen sich mit Welterzeugung als nicht nur theoretischer menschlicher Tätigkeit. Diese erfolgt eher sozial als individuell, bezogen auf einen stets sich entziehenden, phantasmatischen Horizont, und sie ist abhängig von Praktiken, die den kollektiven Optimismus befördern (z.B. Magie).
3. Sind Sie „offiziell“ Kulturwissenschaftler*in? Wie ist an Ihrer Institution Kulturwissenschaft vertreten bzw. organisiert? Gibt es ein eigenständiges Fach?
Ich bin promovierter Germanist und promovierter Sozialanthropologe und arbeite, mit ein paar Auszeiten, seit zehn Jahren an einem medienwissenschaftlichen Lehrstuhl, d.h. ich beschäftige mich mit den materiellen Bedingungen von Kultur. Ich halte dies für “Kulturwissenschaften” reinsten Wassers, falls es so etwas geben sollte.
4. Worin sehen Sie die Aufgabe kulturwissenschaftlicher Forschung in Richtung Universität und in Richtung Gesellschaft?
In Richtung Universität weniger im Hinblick auf einen spezifischen Gegenstand als vielmehr auf bestimmte Perspektiven – und da auch interdisziplinär inklusiv (bspw. Ethnologie und Informatik oder Religionswissenschaft und Soziobiologie). In Richtung Gesellschaft: das wird sich dann herausstellen.
5. Was wünschen Sie sich für die Kulturwissenschaften? Welche Potenziale sehen Sie?
Mehr Geld, mehr Stellen natürlich, aber auch mehr gegenseitiges Gespräch. Außerdem wünsche ich mir, dass Kulturwissenschaftler empirisch genug arbeiten (bspw. ethnographisch), um in ihren Monografien anderes zu schreiben als nur gut erzählte Kulturgeschichten. Aber gut schreiben zu können, das natürlich auch.