Portraits: Jun.-Prof. Dr. Jonas Nesselhauf

Unsere Reihe Portraits zeigt Facetten der Kulturwissenschaften in ihren Personen und Institutionen. Kulturwissenschaftler*innen stellen pointiert sich und ihre Sicht auf die Kulturwissenschaften vor.

 

Name: Jonas Nesselhauf

Anbindung: Universität des Saarlandes, Fachrichtung Kunst- und Kulturwissenschaften

Fach/Disziplin: Europäische Medienkomparatistik

 

1. Was sind Ihre kulturwissenschaftlichen Interessensgebiete?

Ganz generell der Zusammenhang zwischen Kultur(en) und Medialität – und wie sich Prozesse und Diskurse hier gegenseitig bedingen. Besonders interessiert mich dabei der menschliche Körper, etwa mit dem Zusammenspiel von medizinischem Wissen und medialen Repräsentationen, ebenso aber im Augenblick auch bspw. sich verändernde Mensch-Natur-Verhältnisse und hierbei künstlerisch-mediale Darstellungen des “Anthropozän”.

 

2. Was verstehen Sie unter Kulturwissenschaften?

Ein disziplinenübergreifender Blick auf materielle und immaterielle ‘Erzeugnisse’ von Gesellschaften (Praktiken und Normen, Wissen und Gedächtnis, Materialität und Medialität, Narration und Ästhetik usw.) in diachroner und synchroner Perspektive.

 

3. Sind Sie „offiziell“ Kulturwissenschaftler*in? Wie ist an Ihrer Institution Kulturwissenschaft vertreten bzw. organisiert? Gibt es ein eigenständiges Fach?

Auch wenn unsere Fachrichtung “Kunst- und Kulturwissenschaften” an der Universität des Saarlandes nur aus drei Professuren besteht, arbeiten auch zahlreiche weitere Kolleg:innen in ihren Forschungen kulturwissenschaftlich – und kommen so beispielsweise in den BA- und MA-Studiengängen “Historisch orientierte Kulturwissenschaften” und “Angewandte Kulturwissenschaften” zusammen.

 

4. Worin sehen Sie die Aufgabe kulturwissenschaftlicher Forschung in Richtung Universität und in Richtung Gesellschaft?

Mein Ziel in der universitären Lehre: Am Ende ihres Studiums haben die Studierenden eine fundierte Kenntnis verschiedener Kultur- und Medientheorien als Reflektionsgrundlage und konnten unterschiedliche Methoden und Ansätze in Hausarbeiten kennenlernen und ausprobieren. Vor allem aber können sie dieses Wissen auf aktuelle gesellschaftliche Debatten zurückbinden: Mit einem kritischen Blick auf (Macht-)Strukturen und (massen-)medial vermittelte Diskurse in der Tradition der “Cultural Studies” verstehen sie diese als stete Aushandlungsprozesse, die wir mit unserem Sprechen und Handeln verändern können.

 

5. Was wünschen Sie sich für die Kulturwissenschaften? Welche Potenziale sehen Sie?

Für eine stärkere Einmischung aus dem ‘Elfenbeinturm’ der Universität heraus braucht es letztlich auch eine stärkere Institutionalisierung der Kulturwissenschaften innerhalb der deutschsprachigen Forschungslandschaft – und hier stellen die “Kulturwissenschaftliche Gesellschaft” (KWG) und die “Kulturwissenschaftliche Zeitschrift” (KWZ) in den vergangenen Jahren bereits wichtige Säulen dar.