Portraits: Dr. Stefanie Mallon

Unsere Reihe Portraits zeigt Facetten der Kulturwissenschaften in ihren Personen und Institutionen. Kulturwissenschaftler*innen stellen pointiert sich und ihre Sicht auf die Kulturwissenschaften vor.

 

Name: Stefanie Mallon

Anbindung: Universität Hamburg

Fach/Disziplin: Empirische Kulturwissenschaft

 

1. Was sind Ihre kulturwissenschaftlichen Interessensgebiete?

Ich verknüpfe gerne Forschungsgebiete, um ganz banale Alltagsphänomene in ihrer Komplexität entschlüsseln zu können. Materielle Kulturforschung ist eine genuine Schnittstelle aller Disziplinen, was das Arbeiten in diesem Bereich für mich so aufregend macht. Sie führt die Analyse – mit dem Fokus auf Materialität – gleichzeitig direkt in individuelle Lebenswelten und unterzieht die Erkenntnisse einem produktiven ‘reality check’.

 

2. Was verstehen Sie unter Kulturwissenschaften?

Für mich ist das wichtigste Ziel der Kulturwissenschaften das Hinterfragen von Evidenzen – dem scheinbar Offensichtlichen. Mit den Fragen ‘wer?’, ‘wie?’ und ‘warum’ werden soziale Praktiken und die Bedingungen, unter denen sie ihre Ausprägung finden, eingeordnet. (Auf diese Weise können auch Erkenntnisse aus anderen Disziplinen querbefragt und kontextualisiert werden.)

 

3. Sind Sie „offiziell“ Kulturwissenschaftler*in? Wie ist an Ihrer Institution Kulturwissenschaft vertreten bzw. organisiert? Gibt es ein eigenständiges Fach?

Mit einem Bachelorabschluss in Materieller und Visueller Kultur und einem Masterabschluss in Kulturanalysen bin ich in der Kulturwissenschaft fest verankert! In Kulturanalysen werden die methodischen Ansätze je nach Erkenntnisinteresse sehr frei gewählt. Die an deutschen Universitäten stärker vertretene Empirische Kulturwissenschaft setzt hingegen vor allem auf ethnografische Ansätze, mit denen Praktiken ‘vor Ort’ – also sehr nah an den Beforschten – beobachtet werden können.

 

4. Worin sehen Sie die Aufgabe kulturwissenschaftlicher Forschung in Richtung Universität und in Richtung Gesellschaft?

Kulturwissenschaftliche Erkenntnisse zur Erforschung von gesellschaftlichen Phänomenen, wie sich Menschen die Welt erklären, wie sie sie gestalten und an einer ‘sozialen Skulptur’ mitwirken, sollten bei sozialer und politischer Strategieentwicklung herangezogen werden! Allerdings monieren Studierende richtigerweise auch, dass die Sprache der Kulturwissenschaft zugänglicher sein muss, um die Ergebnisse zurück in die Gesellschaft geben zu können und auch für Beforschte und Akteur*innen außerhalb der Universität fassbar und damit relevanter zu machen.

 

5. Was wünschen Sie sich für die Kulturwissenschaften? Welche Potenziale sehen Sie?

Für mich ist eine der wichtigsten Aufgaben das Verständnis von ‘gesellschaftlichem Zusammenhalt’. Wo liegen Ursachen für die prägnanten Spaltungen? Wie kann ihnen entgegengewirkt werden? Das beinhaltet auch Reflexionen der eigenen Situierung und Positionierung.