Ansgar Nünning: Perspektiven der Kulturwissenschaften im internationalen Kontext

Abstract: In response to Hartmut Böhme’s programmatic sketch of future directions for the study of culture, this contribution wants to sensitize readers to the significance of culturally specific aca­demic traditions, which continue to inform research on cultural phenomena. Because of the great disciplinary and institutional differences between Kulturwissenschaften (in Germany) and the respec­tive traditions of ‚cultural studies‘ in Britain and the US, questions about the future of the study of culture can only meaningfully be posed in the context of the discipline’s internationalization. Since any kind of research is inevitably embedded within specific discursive contexts, exchanges and dialogues between the German and international research traditions of studying culture appear indispensable. Following the lead of Mieke Bal’s idea of ‚travelling concepts‘, there arises a need for scholars in the study of culture to engage with issues of translation and translatability.

Keywords: Kulturwissenschaft(en); cultural studies; humanities; historische Kulturwissenschaft; Populärkultur; Modernisierung; Internationalisierung; Wissenschaftlichkeit; Übersetzbarkeit; travel­ling concepts

Wie bereits der Titel von Hartmut Böhmes ebenso reichhaltigem wie anregendem Grundsatzbeitrag erkennen lässt, macht er es Kolleg/innen, die (wie ich) Kulturwissenschaften nicht bloß gegenwarts­analytisch, sondern auch historisch perspektivieren und betreiben, nicht eben leicht, Ansatzpunkte für eine substantielle Kritik zu finden. Während sich die cultural studies britischer und US-amerikani­scher Provenienz im Gegensatz zu den deutschen Kulturwissenschaften durch eine weitgehende Eingrenzung des Gegenstands auf die Populärkul­tur (popular culture) der Gegenwart auszeichnen, spielt in den deutschen Kulturwissenschaften in stärkerem Maße die Untersuchung früherer Epo­chen und kulturhistorischer Phänomene eine zen­trale Rolle. Es ist von daher sicherlich kein Zufall, dass im Zentrum von Böhmes programmatischer Skizze für die künftige(n) Kulturwissenschaft(en) einige der zentralen Entwicklungen der Moderne bzw. des Modernisierungsprozesses in den letzten ca. 250 Jahren stehen. Allein schon diese dezidiert historische Perspektivierung unterscheidet Böhmes Entwurf grundlegend von der programmatischen Ausrichtung der prominentesten Institution der cul­tural studies in Großbritannien, die nicht umsonst bekanntlich den Namen „Birmingham Centre for Contemporary Cultural Studies“ trug, aber auch von den im letzten Abschnitt kurz angesproche­nen cultural turns, die Doris Bachmann-Medick in ihrem mehrfach aufgelegten Bestseller, der inzwi­schen auch in einer stark überarbeiteten englischen Bearbeitung vorliegt (Bachmann-Medick 2016), als Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften (so lautet der Untertitel, vgl. Bachmann-Medick 2015 [2006]) profiliert hat.

Da jedoch weitreichende Zustimmung (sowohl zu der Grundausrichtung von Böhmes Beitrag als auch zu den exemplarischen Fallstudien) nicht eben der Stoff ist, aus dem kritische Kommentare gemacht sind, möchte ich mich in dieser Replik vor allem darauf konzentrieren, Böhmes abschlie­ßende Überlegungen zu den Perspektiven der Kul­turwissenschaft (Abschnitt 6 seines Beitrags) in einen internationalen Kontext zu stellen und von daher einige Anmerkungen und unmaßgebliche Vorschläge für eine Erweiterung seiner Program­matik zu machen. Obgleich Böhme die von ihm umrissene historische Kulturwissenschaft im letz­ten Abschnitt ausdrücklich in der longue durée der Europäisierung und Modernisierung situiert und sie sowohl von den humanities in den USA als auch von den cultural studies und den cultural turns abgrenzt, spielen diese Unterschiede sowohl in seinem Beitrag als auch in den Diskussionen über Kulturwissenschaft(en) in Deutschland bislang allenfalls eine untergeordnete Rolle.

Gerade in einer Phase der Gründung einer Gesellschaft und einer Zeitschrift sowie der damit einhergehenden Neuorientierung ist es m.E. jedoch ein wichtiges Desiderat, dass die Verstän­digung über Ziele, Theorien, Konzepte, Metho­den und Gegenstandsfelder bzw. Themen der Kulturwissenschaft(en) im Dialog mit den Program­matiken und Praktiken in anderen nationalen Wis­senschaftskulturen erfolgt. Damit soll nicht einer einseitigen Orientierung an den cultural studies bri­tischer und US-amerikanischer Provenienz oder gar der Übernahme ihrer kritischen und politischen Pro­grammatiken das Wort geredet, sondern in Erinne­rung gerufen werden, dass kulturwissenschaftliche Ansätze in Deutschland zwar einerseits auf eine lange und reiche Geschichte zurückblicken können (vgl. Böhme/Matussek/Müller 2000: Kap. II), dass die Weiterentwicklung der Kulturwissenschaft(en) in Deutschland aber andererseits in einem interna­tionalen Kontext situiert ist. Allein schon deshalb erscheint es sinnvoll, sich in stärkerem Maße, als dies bislang zumeist der Fall ist, selbstreflexiv mit den Besonderheiten der jeweiligen Wissenschaftstraditionen und den unterschiedlichen Bildungs- und Forschungskulturen auseinanderzusetzen.

Bereits der Begriff der ‚Kulturwissenschaft(en)‘ verweist auf eine Besonderheit der deutschen Wis­senschaftstradition, die sie recht grundlegend von den humanities und cultural studies in angelsäch­sischen Kulturen unterscheidet: auf den damit zum Ausdruck gebrachten Wissenschaftsanspruch bzw. auf das Selbstverständnis, demzufolge die Geistes- und Kulturwissenschaften ‚Wissenschaften unter Wissenschaften‘ sind, mithin den gleichen wissen­schaftlichen Standards zu genügen haben. Dass dieses Selbstverständnis in der deutschen Wissen­schaftskultur weitgehend stillschweigend akzep­tiert wird, zeigt sich schon an der Selbstbezeich­nung vieler Fächer (z.B. Geschichtswissenschaft oder Literaturwissenschaft). Hingegen unterschei­det es sich grundlegend von dem Selbstverständnis derer, die im angelsächsischen Kontext im Bereich der humanities tätig sind. Wer englischen Kolleg/ innen gegenüber ‚Kulturwissenschaft‘ als ‚cultural science‘ übersetzen oder sich gar als ‚cultural sci­entist‘ bezeichnen würde, dürfte bestenfalls höfli­ches Unverständnis, vielleicht aber auch amüsier­tes Schmunzeln ernten. Auf den Gedanken, dass die akademische Beschäftigung mit Literatur oder Kultur(en) etwas mit den hard sciences zu tun haben könnte, wäre im angelsächsischen Univer­sitätssystem jedenfalls noch niemand gekommen.

Die bereits im Begriff zum Ausdruck kom­mende Spezifik der Kulturwissenschaft(en) ist nicht bloß eine terminologische Frage, sondern hat weitreichende Implikationen (z.B. hinsichtlich der vorherrschenden intellektuellen Stile, vgl. Gal­tung 1981) und Konsequenzen. Dies wird deutlich, sobald man die Perspektive wechselt, die natio­nalen Grenzen überschreitet und die Stellung der Kulturwissenschaft(en) zwischen den auch heute noch recht stark national geprägten Forschungstraditionen der Disziplinen betrachtet, die sich mit Kulturen beschäftigen. Dabei ergeben sich interessante Befunde, die genau der textsoziolo­gischen Betrachtung entsprechen, die Peter Zima (2002) in einem Pionieraufsatz anhand der Litera­turwissenschaft aufgezeigt hat. Zimas Kernthese, dass „die Bezeichnung Literaturwissenschaft im deutschen Sinne ein sprach- und kulturgebun­denes Phänomen ist, das fragwürdig erscheint, sobald es in einen interkulturellen Kontext proji­ziert wird“ (vgl. Zima 2002: 26), trifft auch für die deutsche Wortverbindung ‚Kulturwissenschaft‘ zu, die ebenfalls international so „nicht konsensfähig“ (ebd.) ist. Da es sich dabei keineswegs bloß um eine semantische Anomalie handelt, sondern es um nicht weniger als „den interkulturellen Status einer Disziplin“ (vgl. ebd.: 27) geht, sollten diese Besonderheiten bei der Entwicklung der program­matischen Ausrichtung der Kulturwissenschaft(en) stärker berücksichtigt werden, um die Gefahren einer Isolierung und Provinzialisierung sowie eines Objektverlusts zu vermeiden. Zima (vgl. ebd.: 34-36) verschweigt nicht, dass ein ‚Objektverlust‘ der Kulturwissenschaft(en), der aufgrund des Feh­lens eines internationalen Konsens’ hinsichtlich ihres Gegenstandsbereichs sowie einer allgemein anerkannten Definition von ‚Wissenschaftlichkeit‘ droht, potentiell weitreichende Konsequenzen haben kann: „In einer Zeit der Internationalisie­rung und Globalisierung kann sich dieser Objekt­verlust fatal auswirken.“ (Ebd.: 34)

Zu Recht weist Böhme zwar im letzten Abschnitt auf eine Reihe grundlegender Unterschiede hin, die die in den USA in den cultural studies geführten Debatten und Entwicklungen von den deutschen Kulturwissenschaft(en) unterscheiden, leitet daraus jedoch kaum Schlussfolgerungen für die eigene Programmatik ab bis auf den Hinweis, dass „kon­kurrierende Lösungen das Beste“ (vgl. Böhme in diesem Heft) seien. Vergleicht man etwa die anglo-amerikanischen Debatten über die cultural studies mit den deutschen Diskussionen um die kultur­wissenschaftliche Erneuerung der Geisteswissen­schaften, dann wird deutlich, dass es zwischen den nationalspezifischen Wissenschaftstraditionen eine Reihe von unübersehbaren Unterschieden gibt, die bislang noch nicht deutlich herausgearbeitet wor­den sind und aufgrund derer die Konturen der ent­sprechenden Forschungsrichtungen oft noch recht unscharf sind.

Für die Kulturwissenschaft ergibt sich daraus m.E. die Aufgabe, Ansätze aus ganz anderen natio­nal geprägten Kulturkontexten und Wissenschaftstraditionen nicht einfach zu übernehmen, sondern sie zunächst einmal als kulturwissenschaftlich höchst aufschlussreiche Forschungsobjekte zu untersuchen. Anstatt wie etwa in der deutschen Anglistik und Amerikanistik vielfach üblich britische und amerikanische Modelle der cultural studies ein­fach zu ‚importieren‘ und bloß zu imitieren, gilt es für die Kulturwissenschaft(en) hierzulande, die in Großbritannien und den USA erarbeiteten Ansätze in den kulturellen Kontexten der jeweiligen Länder zu situieren, sie als kulturell geprägte Entwicklun­gen zu erforschen und die jeweiligen Ansätze, Kon­zepte und Methoden ggf. in angemessener Form zu übersetzen. So sind etwa die amerikanischen Formen der cultural studies vor dem Hintergrund der multikulturellen Gesellschaft der USA und der nur in diesem Kontext verständlichen Debatten um race, class und gender bzw. um die Revision des Western Canon entstanden. Da diese Entwicklun­gen in der Tat „einen politischen Index“ tragen, wie Böhme anmerkt, sind die entsprechenden Ansätze und Forschungsschwerpunkte für den US-ame­rikanischen Kontext angemessen, aber nicht eins zu eins als Modelle für die Kulturwissenschaft(en) übertragbar. Analog dazu haben sich die britischen Formen der cultural studies vor dem Hintergrund der britischen Klassengesellschaft herausgebildet, wobei durch die Verschiebung des Fokus von ‚Elite­kultur‘ auf zeitgenössische Populärkultur ein Gegen­gewicht geschaffen werden sollte. In Ländern, in denen die Verarbeitung der Ungerechtigkeiten der Enteignung von Ureinwohnern sowie der Sklave­rei keine vergleichbare Rolle spielt, macht auch die bloße Übernahme nordamerikanischer Ansätze aus den cultural studies keinen Sinn. Ebenso wenig lässt sich die gesellschaftskritische Agenda der Bri­tish cultural studies, die sich aus der Beschaffenheit des britischen Klassensystems ergibt, einfach auf die Bedingungen in anderen Forschungskontexten übertragen, in denen Klassenunterschiede eine andere Geschichte und eine andere Bedeutung besitzen.

Welche Folgerungen und Vorschläge ergeben sich aus diesen Überlegungen für die Entwicklung der deutsche(n) Kulturwissenschaft(en)? Vergleicht man diese mit den britischen und US-amerikani­schen Ausprägungen von cultural studies oder ihren Pendants in anderen Ländern, so zeigt sich mit Nachdruck die diskursive Konstruktivität von Wissenschaft(en) selbst. Was eine Wissenschaft jeweils untersucht, wie sie dies tut, worüber sie spricht und wie sie über ihre Untersuchungsobjekte spricht, all dies entscheiden diejenigen, die sie jeweils in bestimmten kulturellen Kontexten betrei­ben. S.J. Schmidt hat dies mit der für ihn charakte­ristischen Prägnanz formuliert: „Eine Wissenschaft spricht nicht über Gegenstände, sondern über Phänomene und Probleme. Und diese gibt es nicht ‚an sich‘, sondern nur für Wissenschaftler und Wis­senschaftlerinnen.“ (Schmidt 2000: 332) Und was für die Frage der Gegenstandskonstitution gilt, gilt ebenso für alle anderen Entscheidungen, die Wis­senschaftler/innen als Beobachter zweiter Ordnung treffen: für die Auswahl von als geeignet angesehe­nen Theorien, Ansätzen und Modellen ebenso wie für Methoden, Konzepte sowie Darstellungsformen und Diskurse. Allein schon deshalb kann es eigent­lich kaum verwundern, dass Geistes- und Kultur­wissenschaftler/innen in verschiedenen Ländern und kulturellen Kontexten jeweils andere Entschei­dungen treffen, denn was für wen ein interessantes Phänomen oder gar ein erforschenswertes Problem ist, hängt maßgeblich von den jeweiligen Werten und Normen sowie den gesellschaftlichen, politi­schen und ökonomischen Gegebenheiten ab.

Wenn man sich mit der Stellung der Kulturwissenschaft(en) im interkulturellen und internationalen Kontext beschäftigt, stellt sich darüber hinaus vor allem die Frage nach der Über­setzbarkeit von ihren Theorien, Methoden und Kon­zepten. Während bestimmte Ansätze relativ schnell eine weite internationale Verbreitung gefunden haben, wie sich etwa an den Cultural Memory Stu­dies (vgl. Erll/Nünning 2008) ablesen lässt, sind andere weitgehend auf einen bestimmten Kultur­raum beschränkt geblieben. Für die weitere Ent­wicklung kulturwissenschaftlicher Theorieansätze und Forschungsperspektiven dürften vor allem eine stärkere selbstreflexive Beschäftigung mit travel­ling concepts (vgl. Bal 2002; Nünning/Neumann 2012) sowie die Frage nach den Übersetzungs­prozessen eine entscheidende Rolle spielen. Dabei geht es zum einen darum, welche semantischen Veränderungen Konzepte erfahren, wenn sie von einer Disziplin in eine andere oder von einer Wis­senschaftskultur in eine andere ‚reisen‘ bzw. ‚über­setzt‘ werden. Zum anderen stellen sich Fragen nach Übersetzungsprozessen noch in einer anderen Hinsicht: „Welche operativen Begriffe sind zu entwi­ckeln, um die Veränderungen der Wirklichkeit in die Sprache der Kulturwissenschaften hinein übersetz­bar zu machen?“ (Bachmann-Medick 2006: 384) Gerade weil sich die Erkenntnis leitenden Konzepte der Kulturwissenschaften dadurch auszeichnen, dass sie als ‚operative Begriffe‘ keineswegs bloß beschreibende Kategorien sind, sondern „wirk­lichkeitsprägenden“ (ebd.: 385) Charakter haben, muss berücksichtigt werden, wie sie im jeweiligen kulturellen Kontext konstruiert werden.

Für die weitere Entwicklung und die Perspek­tiven der Kulturwissenschaft(en) in Deutschland ergibt sich aus diesen Überlegungen m.E. zum einen das Desiderat, die Besonderheiten deutscher Kulturwissenschaft(en) schärfer als bisher zu profi­lieren und die Wissenschaftsgeschichte kulturwis­senschaftlicher Ansätze zu rekonstruieren. Gerade im Vergleich mit der dominant gesellschafts- und ideologiekritischen sowie politischen Ausrichtung, die in den cultural studies britischer und US-ame­rikanischer Provenienz bis heute vorherrscht und die das Selbstverständnis der großen Mehrzahl der Kolleg/innen prägt, die im Bereich der nicht umsonst Critical Theory genannten Theoriedebat­ten engagiert sind, könnte es sich als lohnenswert und wichtig erweisen, deutsche Kulturwissenschaf­ten pointiert als einen Beitrag zur Problemlösung zu profilieren, wenn man etwa S.J. Schmidts Über­legungen zur Besonderheit von Wissenschaft folgt: „Die Spezifik wissenschaftlichen Handelns im wei­testen Sinne lässt sich kurz auf die Formel bringen: explizites Problemlösen durch methodisch gere­gelte Verfahren.“ (Schmidt 2000: 340)

Zum anderen dürften der Erfolg und die Per­spektiven der Kulturwissenschaft(en) nicht zuletzt davon abhängen, wie gut es gelingt, die in Deutsch­land entwickelten Ansätze, Konzepte bzw. Schlüs­selbegriffe und Methoden als travelling concepts (sensu Mieke Bal) in den weitestgehend auf Eng­lisch als lingua franca geführten internationalen Forschungsdiskurs zu exportieren und umgekehrt Theorie- und Begriffsangebote aus anderen Wis­senschaftskulturen selbstreflexiv zu adaptieren und zu integrieren. Gerade weil das in dem Begriff der Kulturwissenschaft(en) enthaltene emphatische Wissenschaftsverständnis ein sprach- und kultur­gebundenes Phänomen ist, das nicht adäquat über­setzbar oder interkulturell vermittelbar ist, bedarf es besonderer Anstrengungen, um die hierzulande geführten Debatten und die erzielten Forschungs­ergebnisse einem internationalen Publikum ver­ständlich zu machen. Wenn die Kulturwissenschaft der Gefahr entgehen möchte, einen deutschen Sonderweg zu gehen oder gleichsam lost in trans­lation (vgl. Dietrich u.a. 2011) zu werden, dann sollte sie stärker, als es in Böhmes Beitrag oder in den einschlägigen Einführungen, Handbüchern und Programmatiken bislang zumeist erkennbar ist, den Austausch und Dialog mit internationalen Ansätzen und Forschungstraditionen in anderen Ländern suchen. Auch wenn natürlich niemand die Auswirkungen der internationalen Vernetzung der Geistes- und Kulturwissenschaften voraussa­gen kann, braucht man kein Prophet zu sein, um im Zeitalter der Europäisierung und Globalisierung der Hochschullandschaft größere Schwierigkeiten für solche Disziplinen vorherzusehen, deren Selbst­bezeichnungen nicht übersetzbar sind und deren lokale Ansätze vielfach nicht sonderlich gut über die eigenen nationalen Grenzen ‚reisen‘.

So bleibt zu hoffen, dass diese unmaßgeblichen Betrachtungen als Anstoß genutzt werden könn­ten, um die Fragestellungen, Konzepte und Metho­den der Kulturwissenschaft(en) in stärkerem Maße transnational und transkulturell anschlussfähig zu machen und um Anschluss zu finden an inter- und transnationale Diskurse im weiten Feld der inter­disziplinären study of culture (vgl. Nünning 2014). Wenn etwa den einschlägigen Exzellenzclustern der Nachweis gelingen sollte, dass Kulturwissenschaft­ler/innen mit ihren Kulturanalysen Beiträge zur Lösung wichtiger Probleme (z.B. den in Konstanz untersuchten Strategien gesellschaftlicher Integra­tion) oder globaler Herausforderungen (etwa den in Heidelberg erforschten shifting asymmetries zwischen Asien und Europa) liefern können, dann könnte das nicht nur maßgeblich zur Profilierung der Kulturwissenschaft(en) beitragen, sondern auch ihre Perspektiven und Sichtbarkeit im interna­tionalen Kontext erhöhen.

Literaturverzeichnis

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